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Wir haben schon seit Broome immer wieder von unseren Campingnachbarn von den Wildblumen und den Wildflower Ways gehört. Nun sind Wildblumen nicht gerade das Erste woran man bei Australien denkt. Bedenkt man allerdings wie groß dieser Kontinent ist und dass er grob gesehen Anteil an  4 Klimazonen hat – Tropen, Subtropen, Gemäßigtes Klima sowie den Wüstenklimaten, dann findet man sich auf einer Tour, wie wir sie gerade machen, irgendwann in der gemäßigten Zone wieder. Da hier die Jahreszeiten auch noch gegenteilig zu unseren Verlaufen ist im Süden Westaustraliens und rund um Perth gerade Frühling. Wir merken das momentan an sehr kühlen Nächten und teilweise Tagestemperaturen von nur 20 – 25°C – wir haben in einem wohl überlegten Spontankauf nach einer Nacht im Yanchep Nationalpark mit nur 4°C direkt mal 2 Fleecedecken erworben, Noah trug seine Polarausrüstung, die wir schon im letzten Winter in unserem unbeheizten Schlafzimmer erprobt hatten.
Von Kalbarri aus machten wir uns auf um über möglichst viele Nebenstraßen abseits vom Highway kreuz und quer zwischen dem Indian Ocean Drive an der Küste und der Route 115 im Binnenland zu fahren um die Wildblumen zu erspähen. Und tatsächlich, das Landschaftsbild änderte sich drastisch, wenn man in diesen Breiten den Bruce Highway verlässt. Zum einen blickt man auf viel Farmland, zum andern säumen unterschiedlichste Bäume, Büsche und Blumen den Wegrand. Ulli musste gefühlte 1000 mal anhalten, damit ich aus dem Auto springen konnte um die Blumen zu bewundern und zu knipsen. Tatsächlich sieht man umso mehr Arten, wenn man aussteigt und läuft, da die Blüten zum Teil sehr klein sind. Es gibt auch ausgeschilderte Wanderwege und Führungen. Wir haben immer wieder kürze Stopps eingelegt und sind ein paar Schritte gelaufen. Hier seht ihr eine kleine Auswahl von Wildblumen:

Unsere Route über die Nebenstrassen hat uns auch nach New Norcia geführt, der einzigen Klosterstadt Westaustraliens. Bis heute ist das Benediktinerkloster bewohnt, momentan von 10 Mönchen. Im Gästehaus des Klosters kann man übernachten. Da wir allerdings mit Baby reisen, war das für uns keine Option – man befürchtet die Lautstärke, die die anderen Gäste, die hier zur Einkehr sind, stört. Aber die nette Leiterin des Gästehauses übergab uns den Schlüssel zum Cottage des Klosters und somit haben wir für einen Nacht unseren Camper verlassen und sind in das St. Ildephonsus Cottage gezogen – spartanische Zimmer, aber mit eigenem Bad und Küche und anstatt der möglichen 6 Gäste waren nur wir dort.

Gegründet wurde New Norcia vom spanischen Bischof Rosendo Salvado. Vom Bischof von Perth aus war seine Mission seit 10 Jahren mit der Mission zu den Ureinwohnern betraut bis er als Bischof 1846 New Norcia gründete und 50 Jahre lang prägte. Seine Vision war es mit den Aboriginies ein christliches Dorf zu schaffen, dass sich durch Landwirtschaft selbst versorgte.
Zusätzlich zu diesem Vorhaben errichtete er eine Schule für die lokale aboriginie Bevölkerung , da sehr viele Kinder zu ihm gebracht wurden – zum einen weil viele ihre Eltern durch eingeschleppte Krankheiten verloren hatten zum anderen um der staatlichen Wegnahmepolitik der Aboriginiekinder zu entgehen. Salvado hatte eine Gesinnung für die lokalen Riten und Bräuche und versuchte diese mit dem Evangelium überein zu bringen. Er selbst pflegte intensive Freundschaften zu Aboriginies, die Teil von New Norcia wurden.
Nach Salvados Tod wurde die Mission zu einer klösterlichen Anlage nach europäischen Vorbild. Die Arbeit verlagerte sich mehr auf die ländliche weiße Bevölkerung Westaustraliens. Aus dieser Zeit stammen die Gebäude für das St. Gertrudes Mädchen- und das St. Ildephonsus Jungencollege. In den 70er Jahren schloss die Schule für die Aboriginies und Anfang der 90er Jahre die Colleges.

Zu den Einrichtungen des Klosters gehörten auch eine Bäckerei, es wurde eigenes Bier gebraut und Wein gekeltert – Brot, Wein und Bier wird auch noch heute hergestellt und kann hier verköstigt werden. Das Hotel, das früher Herberge – insbesondere auch für die Eltern der Kinder, die das College des Klosters besuchten – war, ist bis heute geöffnet. In der Bar werden exzellente Gerichte mit regionalen Produkten serviert – wir hatten ein köstliches Rib Eye-Steak aus Dandaragan mit Bratkartoffeln, Zuckererbsen, Bechamelsauße und Spiegelei. Zudem trifft sich anscheinend neben den Hotelgästen und den Klostergästen – soviel zum Thema innere Einkehr – der ganze Rest des Dorfes hier. Viel mehr als das Kloster gibt es nicht, ein paar Häuser in denen Angestellte des Klosters, des Visitor Centers, des Guesthouses und Hotel wohnen, sowie ein Roadhouse samt Tankstelle. Aber der Charme dieser Minidörfer und Menschen ist einzigartig und wir lieben es!

Nach unserer kleinen Zeitreise hinter die Klostermauern verabschiedeten wir uns am nächsten Morgen schweren Herzens von New Norcia um unsere Fahrt auf den kleinen Nebenstrassen fortzusetzen. Das Tagesziel war der Nambung Nationalpark mit der Pinnacles Desert.

Allzeit gute Reise!
Eure