Neueste Beiträge Kategorien
Archive

Neben Exmouth, ist Broome die zweite relaxte Kleinstadt – aber mit zentraler Versorgungsfunktion für die remote areas – in West Australien, in der wir uns so richtig wohlfühlen! Broometime ist genau so, wie unser Nachbar mit schottischen Wurzeln uns morgens begrüsste „Another wonderfull day in paradise“: Warmes Wetter, leckeres Essen, Baden oder Surfen im seichten, warmen Meer mit genau den richtigen Wellen, unglaubliche Sonnenuntergänge und ein bisschen Erdzeit- und Kulturgeschichte. Und die Zeit plätschert so dahin.

Broomes Sonnenuntergänge – wie im Bilderbuch

Die Sonnenuntergänge im Westen Australiens sind fantastisch, je weiter man sich Broome nähert, desto unglaublicher werden sie. Das konnten wir bereits auf unseren Zwischenstationen 80 Mile Beach und Barn Hill Station bewundern. In 80 Mile Beach geht die Sonne bei Ebbe über einem kilometerbreitem Strand mit seichtem Wasser unter, das flache Wasser befördert auch offenbar die Ablagerung von Muscheln, die in vielen verschiedenen Formen und Farben gesammelt werden können. Der Strand der Barn Hill Station zeichnet sich durch eine rote Steilküste aus, die bei Sonnenuntergang leuchtet. Als wir dann am Cable Beach in Broome saßen, haben wir verstanden, warum es die Einwohner für diesen Moment dorthin zieht. Die Sonne versinkt mit einem Farbenspiel umgeben tiefrot im Meer. Wenn man kurz davor langsam ins warme Wasser geht, hat man den optischen Eindruck in goldenes Wasser einzutauchen.

Dinosaur Footprints

Gleich an mehreren Stellen in Broome findet man noch heute Fußabdrücke von Dinosaurieren. Die Stellen sind gut verborgen und nur bei Ebbe zugänglich. Da die Tiden täglich sehr unterschiedlich hoch ausfallen, kommt noch dazu dass es eine sehr niedrige Tide sein sollte. Dank Wikicamps und What3Words konnten wir sie jedoch ziemlich gut lokalisieren. Die Nachfahren der Dinos haben wir beeindruckend lebendig auf der Malcom Douglas Crocodile Park angetroffen.

Perlenindustrie

Über unseren Besuch der Willie Creek Pearlfarm haben wir bereits 2017 berichtet. Diesmal sind wir auf unserer Tour zum Cape Leveque und den Horizontal Falls (lest weiter unten im Artikel) bei der Cygnet Bay Pearlfarm gewesen. Cygnet Bay Pearls ist Australiens älteste Perlenzuchtfarm in rein australischer Hand. Cygnet Bay Pearls wurde 1946 von Dean Brown gegründet.

Nachdem Dean Brown, immer auf der Suche nach guten Geschäften, quasi über Nacht 1949 von Fremantle in den Norden von Broome gezogen ist um die Küste nach Austern abzusuchen um zunächst Austernfleisch und dann Perlmutt zu ernten. Dabei hat er die gesamte Küste der Dampier Halbinsel kennengelernt und gesehen, dass die Austern an der Ostküste der Halbinsel besonders gut und ohne Parasiten wachsen. Zehn Jahre später traf er Japaner, denen er eine Bucht empfahl, die gut geschützt war und Süsswasser hatte. So entstand eine japanische Basis und Perlenfarm an der Kuri Bay. Für ihn als glücklicher Umstand verunglückte das japanische Versorgungsschiff und er bewarb sich die Basis zu beliefern. Bei den zahlreichen Versorgungsfahrten konnte er japanische Techniker dabei beobachten wie sie Austern für die Perlenzucht impften und beschloss das in Cygnet Bay, ein Ort von dem er wusste dass die Austern besonders gut wachsen selbst zu versuchen. Er erwarb auch direkt eine Lizenz für 1 Pfund. Sein Sohn Lyndon war Sportstudent mit den Zusatzfächern Anatomie und Zoologie. Dean hielt seine Beobachtungen und das rudimentäre zoologische Wissen seines Sohnes für ausreichend und startete schließlich mit ihm einen Versuch mit 20 beimpften Perlenmuschel. Zuvor las Lyndon noch eine anatomische Beschreibung von Muscheln und  zur Impfung von Austern und probierte mit lebenden Muscheln wie sie am besten zu behandeln waren und entwickelte Werkzeuge dazu.

Der Erfolg in Form der Ausbildung einer Perle bei nur einer einzigen Auster reichte ihm aus um sein Geschäftsmodell darauf zu gründen. In den Folgejahren lebten er und seine wachsende Zahl an Mitarbeitern und z. T. angeheirateten Familienmitgliedern in Paperbarkhütten zunächst ohne Strom und fließendes Wasser, beides kam ca. 20 Jahre später. Aber die Familie Brown hatte Erfolg und züchtet bis heute Perlen in der Cygnet Bay, darunter auch die größte und reinste bekannte Perle der Welt (22,24 mm) und steht heute unter der Leitung des Perlenzüchters und Meeresbiologen James Brown in dritter Generation. Bis heute arbeitet die Familie mit den ansässigen Bardi People inzwischen in Generationen zusammen. Die Geschichte erzählt sich als ein Mix aus Wildwestroman und vom Tellerwäscher zum Millionär- Story. Auf Pioniergeschichten wie diese, sind Australier mit Recht stolz.

Nachzulesen ist das ganze sehr spannend hier:

Unser Hochzeitstag an den Horizontal Falls

In die Broometime fiel auch unsere Rosenhochzeit, das 10-jährige Hochzeitsjubiläum. Dazu haben wir uns überlegt eine Reise innerhalb der Reise zu unternehmen. Wir sind die Dampier Halbinsel bis zum Cape Leveque hochgefahren und haben uns dort im Campground der Cygnet Bay Pearlfarm eingemietet.

Mit einem Kleinbus ging es am nächsten Mittag zum Airstrip am Langarm Point und mit einem kleinen Wasserflugzeug weiter Richtung Horizontal Falls. Dabei überfliegt man die Inselgruppen des King Sound, einer Bucht, die sich mehrere hundert Kilometer bis zum Städtchen Derby ausdehnt. Ein unglaublich schöner Ausblick und ein Farbspiel von blau-türkisfarbenem Meer, weiß-roten Stränden und grün-weiß der Eukalypthus- und Paperbark-Bäume auf den Berghängen der Inseln tat sich auf.

Nach der Landung im Wasser betraten wir eine schwimmendes Hotel – wir haben tatsächlich für eine Nacht unseren Truck gegen ein Hotelzimmer eingetauscht – in der Talbot Bay. Nachdem wir von der Crew begrüßt worden waren und unsere Zimmer bezogen hatten, ging es mit einem Powerboat (90 PS) und einer sehr begeisterten und informativen Kapitänin auf die erste Tour zu den Horizontal Falls. Abgerundet wurde der Tag durch ein Bad im Haikäfig (deutsche Übersetzung, also wir im Käfig, die Haie im freien Wasser) mit Drinks und Nibbels und einem malerischen, fast schon kitschigen Sonnenuntergang. In der Bucht leben Nursery- und Bull-Sharks, die uns einen Besuch abstatteten. Am Abend hat uns der Koch Baramundi, einen schmackhaften lokalen Fisch, serviert, den wir auf dem offenem Deck genießen konnten.

Am nächsten Morgen, nach einer Stärkung mit typisch britischem Frühstück, ging es direkt zum Tidechange um halb sieben Uhr noch einmal zu den Horizontal Falls. Am Wechsel von Ebbe zu Flut ist der Höhenunterschied an den inneren, schmaleren Falls am größten und eindrucksvollsten.

Danach endete dieser kurze, aber wunderschöne Aufenthalt hier auch schon und das Wasserflugzeug hat uns zurück zum Cape Leveque gebracht, wo wir an der Cygnet Bay den Tag mit einer Führung durch die Perlfarm, im Pool und im Restaurant haben ausklingen lassen.

Was sind die Horizontal Falls? – „One of the greatest natural wonders of the world.“

Die Horizontal Falls sind zwei gezeitenabhängige Ausgleichsströmung in der Talbot Bay im Buccaneer Archipel, die erstmals durch David Attenborough 2002 in einer Dokumentation beschrieben wurden und dadurch von einer Region, die nur sehr sehr wenige Menschen bisher gesehen hatten zu einer Touristenattraktion mit rund 10 000 Tagesbesuchern jährlich geworden ist.

Durch die schmalen Abflüsse von ansonsten geschlossenen Seitenbuchten der Talbot Bay hin zum offenen Meer entstehen starke Strömungen und der Eindruck vor einem horizontalen Wasserfall zu sein. Die Fließrichtung  und Höhe der Wasserstufe ist abhängig von der jeweilige Tidenphase. Hier in der Talbot Bay finden die weltweit höchsten Gezeitenwechsel von bis zu 10 Metern statt. Während des Gezeitenwechsels drängen sich ungeheure Wassermassen – 1 Million Liter pro Sekunde – mit hoher Geschwindigkeit durch die beiden schmalen Meerengen der McLarty Range. Die äußere Meerenge ist 20 Meter weit und die innere 12 Meter. Da bei abfließendem Wasser der Abfluss wegen des geringen Querschnitts verzögert wird, haben die beiden Becken und die Bay abhängig von der jeweiligen Tidenphase einen unterschiedlichen Wasserstand, der Ursache der Ausgleichsströmung ist und eine Wasserstufe entstehen lässt. Zusammen mit den Strömungseffekten entsteht so der Eindruck eines Wasserfalls.

Der breitere Einschnitt wird mit dem Powerboot befahren, vor den schmaleren Einschnitt wird man mit dem Boot nah herangefahren. Durch das Narrow Gap dürfen die Anbieter nicht mehr hindurch, nachdem im letzten Jahr eines der Boote den Fels gestreift hat und dabei die 26 Passagiere durch den Aufprall zum Teil schwer verletzt worden sind. Dennoch können beim Befahren der weiteren Meeresenge die Wasserkräfte durch das Rumpeln des Bootes und das Tosen des Wassers sowie der Rückstau durch den Eindruck bergauf- oder ab – je nach Richtung – erfahren werden.

Wir durften Gast im Lalang-garram /Horizontal Falls Marine Park sein und dieses einmalige Naturschauspiel bewundern. It‘s all about tide!

Die Halbinsel hat noch mehr Orte, die sehenswert sind, aber im Moment wegen des vor kurzem durchziehenden Zyklons noch nicht wieder frei zugänglich waren. So konnten wir nur die alte Missionskirche in Beagle Bay besuchen, die mit dem Schmuck der Gegend – Austernperlmutt -wunderschön geschmückt ist. Insbesondere auch deutsche Künstler haben an der Ausstattung mitgewirkt.

Broometime

Wieder zurück in Broome dürften wir die Broometime noch eine Woche genießen. Wir trafen alte Bekannte, die wir immer wieder auf der Route gesehen hatten, zum Plausch am Truck, kamen mit unseren Nachbarn ins Gespräch und haben viel über deren Leben und die Urlaube immer auf dem selben Platz erfahren. Es bildete sich über die Jahre eine Broome Family. Es stellte sich heraus, dass der schottische Nachbar unsere Heimat, den Hardter Wald sehr gut kannte, da er als junger britischer Soldat im JHQ Rheindahlen stationiert gewesen ist. Wie klein die Welt ist! Er hatte beim Abschied von uns eine Träne im Auge.

Auch wir können uns nur schwer von Broome lösen. See ya, Broome!