Wir sind mit neuen Reifen bestens ausgestattet unterwegs in die Pilbara, eine wilde Region mit viel Geschichte und vielen Geschichten. Hier wurde und wird Eisenerz und Gold gefunden, hier gibt es Pionier- und Minenstädte, hier gibt es die längsten Züge der Welt, die voll automatisiert fahren und be- und entladen werden, hier können Minen besichtigt werden und hier gibt es einen der spektakulärsten Nationalparks Australiens, den Karijini Nationalpark. Außerdem gibt es die Geschichte vom „Red Dog, dem Pilbara Wanderer“, einen berühmten Hund, der heute noch in den Köpfen weiterlebt. So holte einer der Leute von „Rio Tinto“, der Minengesellschaft dieser Gegend, bei einer Straßensperre für Noah seinen spielfreudigen Hund aus dem Auto und stellte ihn als Red Dog vor.
Millstream Chichester Nationalpark
Von Exmouth sind wir nach einer Übernachtung im Robe River Bush Camp zunächst über den Minenort Panawonica in den Millstream Chichester Nationalpark gefahren. Das Millstream Homestaed birgt heute ein kleines Museum, in dem die Entwicklung der Farm spannend im Kontext der Zeit dargestellt wird. So wurde der Farmbesitzer in Karratha, der nächsten größeren etwa 200km entfernten Stadt, ins Telegrafenamt gerufen, weil dort ein vermeintlich dringendes Telegramm einging. Er vermutete einen Notfall, seine Frau schickte jedoch ein „Hallo“ um die moderne Technik einmal auszuprobieren.
Die Nacht auf dem Stargazer Campground hielt was der Name verspricht. Da die Lichtemission hier bei Null liegt, war der Blick auf die Milchstraße ungetrübt. Es ist ein Erlebnis nachts ohne künstliches Licht und nicht natürliche Geräusche einfach in den Himmel zu schauen. Für alle, die gerne allein in einem Palmen gesäumten Urwaldfluss schwimmen, ist der Nationalpark mit dem Deep Reach Pool, einer tiefen Stelle im Fortescue River ein Highlight.
Rio Tinto Railway Access Road nach Tom Price
Um auf der ungeteerten Rio Tinto Railway Access Road in die Minenstadt Tom Price zu fahren, muss man einen Onlinekurs mit „schwierigem“ Abschlusstest absolvieren und erhält dann eine Permit zur Benutzung der Straße, die über hunderte von Kilometern an der Bahnstrecke der Minenzüge von Tom Price nach Dampier entlang führt. Das Fotografieren der 2,4 km langen Züge mit 240 Waggons und der Straßenbaumaschinen – die Straße wird ständig in einem Top Zustand gehalten – ist ausdrücklich gewünscht – nur in Rot gekleidet darf man nicht aus dem Auto stiegen, das ist dem Personal, das mit den Lokführern kommuniziert, vorbehalten.
Minenstadt Tom Price
Tom Price, die Minenstadt und mit 747m die höchstgelegene Stadt Westaustraliens, wurde nach dem Politiker Thomas Price benannt, der wesentlich zur Entwicklung der Mine und der Minengesellschaft beigetragen hat. Sie liegt am Rand der Hamersley Range, einem riesigen Gebirgszug, der die Pilbara durchzieht und prägt und ist die Heimat der ehemaligen Hamersley Iron Company (Pty), die heute zu Rio Tinto, der zweitgrößten Minengesellschaft der Welt gehört. In einer der zahlreichen aktiven Eisenerzminen von Rio Tinto können Touristen die Tagebautechnik und die dazu gehörenden großen Maschinen in Aktion bestaunen. Ein Hauler, ein großer Kipper, kann mit 2500 PS und 60km/h 95,43 Kubimeter (= 220 Tonnen) Eisenerz zur Aufbereitungsstation transportieren. Hier wird Eisenerz mit bis zu 85 Prozent Eisengehalt, soviel wie fast nirgendwo sonst, bekannt als Pilbara Blend, abgebaut, auf die Bahn verladen und in Dampier meist nach China zur Stahlproduktion verschifft.
Gorges des Karijini Nationalpark
Der Karijini Nationalpark ist einer unserer Favoriten unter den Nationalparks und liegt als einer der größten Nationalparks Australiens im Herzen der Hamersley Range, einer gewaltigen Gebirgskette, die sich etwa 460km von Newman bis zur Küste bei Onslow erstreckt und bis 1250m hohe Gipfel aufweist. Das Besondere am Karijini Nationalpark sind die durch die Kräfte des Wassers entstandenen tiefen Einschnitte in das Gebirge, die Gorges. Eine rauhe Piste verbindet im Park die Gorges miteinander, jeweils außen herum kommt man mit mehr Kilometern auch zum erwünschten Ziel. In den Gorges begeistern steile Felswände und Schluchten, Wasserkaskaden, natürliche Pools, in denen man im klarsten Wasser schwimmen kann und Hiking-Tracks, die oft durch tiefes Wasser gehen, den Wanderer. Letztere Wege haben wir mit einem Dry Bag, wasserfesten Schuhen und Wechselschwimmkleidung bestens überstanden. Belohnt wurden wir durch tiefe Spalten und amphitheaterartige Pools mitten im Gebirge. Es empfiehlt sich unbedingt genug Zeit für diesen Park einzuplanen und sich um Fahrtstrecken zu sparen von einem Campground zum nächsten ein zu buchen. In den Bildern zeigen wir die Eigenheiten unserer Favoriten: Dales Gorge, Hamersley Gorge, Weano Gorge und Hancock Gorge.
Dales Gorge
Hamersley Gorge
Weano Gorge
Hancock Gorge
Minenstadt Newman
Newman, eine weitere Minenstadt, liegt am Ende der Hamersley Range. Hier führt die Geschichte zu den Pionieren Stan und Ella Hilditch (s. Foto), die letztendlich mit ihren Ideen recht hatten und einen Abbau von Eisenerz ermöglichten. Bei heißen Temperaturen zogen wir den Besuch des stadteigenen Schwimmbades einer weiteren Minentour vor, die laut unserer Nachbarin auf dem Campground aber auch absolut lohnenswert ist. Die hiesigen Minen liefern das Erz mit Zügen nach Port Hedland, einem Hafen mit 19 gleichzeitigen Erzverladepunkten.
Marble Bar – heißeste Stadt Australiens
Der Weg nach Port Hedland führte uns zunächst über eine Gravel Road nach Marble Bar, der im Jahresdurchschnitt heißesten Stadt Australiens. Temperaturen bis 50 °C sind hier keine Seltenheit. Auch hier stand daher das städtische Schwimmbad im Zentrum des Geschehens. Der Name der Stadt zeigt den Irrtum, dem die ersten Siedler unterlagen. Hier gibt es keinen Marmor, das Gestein mit den schönen Farben ist Jasper. Außerdem liegt hier Gold quasi im Vorgarten. Das Museum der ehemaligen Goldmine und sein auskunftsfreudiger Mitarbeiter gaben Aufschluss über den Aufstieg und Fall der Goldminen in dieser Gegend. Da das Gelände vor Jahrmillionen mit einer deutlich höheren Schicht Gestein bedeckt war und damit ein sehr hoher Druck auf die jetzige Oberfläche ausgeübt wurde, kann in dieser Schicht sehr leicht Gold entdeckt werden. Heute kann ein Claim gepachtet und in Einzelarbeit Gold gesucht werden, was unter Zuhilfenahme eines Detektors ziemlich erfolgreich sein kann. Ein schöner Platz in der Nähe den Abend und die Nacht zu verbringen, findet man in den naheliegenden Gorges, die Glen Herring Gorge und die Doolina Gorge. Wir übernachteten in ersterer und gingen in der zweiten Baden und aufgrund eines Wiedersehens mit bereits bekannten Reisenden auch Kajakfahren.
Hafenstadt Port Headland
In Port Hedland schließt sich der Kreis, der mit der Railway Access Road begann. Es ist einer der Häfen zur Verschiffung von Eisenerz mit einem Dauerbetrieb 24/7 an 19 Verladestellen. Das heißt, es fahren die ganze Nacht über Züge, was man bei der Wahl des Campingplatzes beachten sollte. Die Seafarer’s Mission ist eine durch Spenden und Anbieten von Hafentouren finanzierte Organisation, die jedes einzelne Schiff anfährt und Seeleute und Post von Bord holt oder zurückbringt. Die Schiffe kommen meistens aus China oder Indonesien und sind mit internationalen Crews besetzt. Die Hafentour ist auch keine übliche Sightseeingtour, sondern eine echte Arbeitstour der Mission, bei der wir das Anlegen an den großen Schiffen hautnah erleben konnten. Die Schiffe werden auf Reede von einem Lotsen an Bord und drei Schleppern übernommen. Dies weil sie leer mitten im Hafen gedreht werden müssen. Voll beladen bleiben bei Ebbe manchmal nur 25cm unter dem Kiel, was gerade zum herausfahren in direkter Linie reicht. In Hochzeiten drängeln sich bis zu 60 Schiffe auf der Reede. Die vom Missionsboot aufgenommenen Seeleute haben hier entweder ihre Zeit beendet und fliegen nach Hause oder nutzen die relativ kurze Beladungszeit zum Einkaufen, meist von Chips oder Schokolade. Während der Pandemie war die Mission die einzige Verbindung der monatelang festliegenden Schiffe zur Außenwelt.
Save the date!
Wir würden gerne alle einladen, die uns hier gefolgt sind um gemeinsam unser Welcome Back am 29.07.2023 um 18.00 Uhr im Hardter Wald zu feiern.
Allzeit Gute Reise!