Nach der intensiven Fahrt über die Gibb River Road und vor dem Grenzübertritt ins Northern Territory haben wir ein paar Tage am Lake Argyle, dem zweitgrößten Wasserreservoir Australiens, verbracht. Der Stausee hat die Möglichkeiten in der Region zum Bewässern so deutlich verbessert, dass riesige Farmen entstehen konnten. In erster Linie werden hier edle Hölzer angebaut. Die Idee dazu hatte ein Urenkel von Patrick Durack, der sich als energiegeladener, reicher Mann mit ca. 7000 Rindern von Queensland auf den Weg machte im Westen ein riesiges Stück Land zu übernehmen und zu entwickeln. Er wählte eine nördliche Route um die Wüstenregion herum und unterschätzte einerseits die weite Strecke, anderseits die Überflutungen der Wet Season und die Trockenheit der Dry Season. So kamen nur noch etwa 40 Prozent der Rinder in Westaustralien an. Er reiste dann seinen Rindern hinterher und übergab die Geschäfte in Queensland seinem Bruder, der allerdings nicht damit klarkam. Die Familie verlor in den Folgejahren alles Geld und musste in Westaustralien komplett neu anfangen. Sie schaffte es auch und trug wesentlich zur Entwicklung der Kimberley Region bei. Wieder eine Pioniergeschichte, die bis in die heutige Zeit reicht. Der Stausee entstand in den frühen 1970er Jahren hinter einem Erdschüttdamm auf dem Land der Duracks, inklusive Homestaed, das Stein für Stein umziehen musste und umfasst bis zu 1000 Quadratkilometer. Er ist inzwischen Heimat einer artenreichen Tierwelt, die sich im Wasser und den entstandenen Inseln prächtige entwickeln konnten. Für Menschen ist der See nur über einen einzigen Zugang erreichbar. Wir konnten auf einer Tour Frischwasserkrokodile bewundern, die den See zu mehreren zehntausend Exemplare bevölkern. In der Trockenzeit gibt der See einen kleinen Pit frei, in dem die einzigartigen Zebra Stones abgebaut werden.
Kurz hinter der Grenze zwischen Westaustralien, das wir schweren Herzens nach etwa 9500km verlassen, und dem Northern Territory beginnt mit dem Keep River Nationalpark eine Reihe von Nationalparks, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Die Wanderungen durch den Keep River Nationalpark führten uns durch eine imposante Berglandschaft mit bunten, teils schroffen, teils oben abgerundeten Felsen und Hügeln. Die oben abgerundeten Berge ähnelten den Bungle Bungles im Purnululu Nationalpark, den wir auf unserer letzten Reise besucht hatten, was uns freute, da wir sie auf der Gibb River Road umfahren haben. Die schwarz-roten Schichten sind auch hier über Jahrmillionen entstanden, wobei das eisenhaltige Gestein rot und die cyanobakterienhaltige Schicht schwarz gefärbt ist. Auf dem Ginger´s Hill ist eine Hütte erhalten, die von Aboriginie zur Greifvogeljagd genutzt wurde. Durch den Jahrtausende alten Zyklus von Bränden und Fruchtbarkeit des Landes sind die Vögel auf Rauch konditioniert. Durch das zugehörige Feuer flüchten alle Kleintiere vom Feuer weg, die dann eine einfache Beute für Greifvögel werden. In der Hütte versteckte sich ein Mann, der einerseits ein Feuer anfachte und andererseits mit einem Palmwedel Bewegungen machte. Das lockte den Vogel dann so nah an, dass er mit der Hand an den Füßen gefangen werden konnte.
Ginger‘s Hill Walk
Gurrandalng Walk
Jarnem Walk
Die nun folgenden 600km auf dem Victoria Highway waren relativ eintönig, da viele Orte im Gregory Nationalpark wegen der Überflutungen der Wet Season noch nicht offen waren. Die zum Gregory Nationalpark gehörende Gegend um den Victoria River herum bietet jedoch eine spektakuläre durch den Fluss eingeschnittene Landschaft mit in der Sonne rot glühenden Felswänden und dichten grünen Palmenwäldern. Der Nawulbinbin Rock Art Trail kurz vor dem Victoria River Roadhouse war zwar offen, aber noch deutlich beschädigt. So mussten wir uns steil bergauf in ein Seitental zu den mindestens 2000 Jahre alten Zeichnungen der Aborigines hochkämpfen. Es hat sich gelohnt. Da das Roadhouse auf halber Strecke nach Katherine, der ersten größeren Stadt im Northern Territory liegt, bietet sich der angenehme Campground dort zum übernachten an.
Katherine ist eine gute Gelegenheit Vorräte aufzufüllen und im schattigen Café neben dem städtischen Visitor Centre ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Die Katherine Hot Springs speisen einen kleinen Fluss, in dem man sich im warmen Wasser durch einen Palmengarten treiben lassen kann.
Von Katherine aus geht es über zwei Zufahrten in den Nitmiluk Nationalpark und Richtung Süden nach Mataranka. Das Mataranka Homestaed liegt unmittelbar am kleinen Elsey Nationalpark ebenfalls mit warmen Quellen, aus denen das Wasser aus einem Quelltopf an die Oberfläche kommt und dann ebenfalls in einem kleinen Fluss weiter fließt, in dem man angenehm baden kann. Der Quelltopf und der Fluss liegen in einem Hochwald, der komplett aus Palmen besteht. Am Abend hatten wir die einzigartige Gelegenheit einer Whip Cracking Show beizuwohnen, das virtuose Peitschenknallen ist hier eine beliebte Sportart auf dem Lande.
Der Nitmiluk Nationalpark umfasst zunächst das eindrucksvolle Gorge-System der Katherine Gorge. Mein Geburtstagsausflug führte uns dann früh am Morgen in die Gorge, die in der Dry Season nicht durchgängig befahrbar ist. Die ersten drei Sektionen des Gorgesystems können mit Booten befahren werden, die Aus- und Umstiege geben die Gelegenheit eine Rock Art Site zu besuchen und die Gorge zusätzlich vom Land zu sehen. Der Aufstieg zu einem Badesee mit Wasserfall im Bereich der dritten Sektion rundete den Ausflug ab.
Es empfiehlt sich für die Nacht den Katherine Gorge Caravan Park zu wählen, da am Abend ein einzigartiges Naturspektakel zu sehen ist. In keinem Bericht oder auch nicht im Visitor Centre angekündigt, starten kurz nach Sonnenuntergang Flying Foxes, Flughunde von ihren Schlafbäumen zum Jagen in der Nacht. Es sind Hunderttausende. Und der beste Platz ist die Terrasse des Nitmiluk Visitor Centres, die über den Garten betreten werden kann. Da es nicht beworben wird, waren wir fast alleine dort.
Der zweite zugängliche Teil des Nitmiluk Nationalparks beginnt mit dem Campground Edith Falls, der gut besucht ist und daher unbedingt vorgebucht werden sollte. Vor hier starten Wanderwege in den Park entlang des Edith Rivers, von denen man auch bei Zeitdruck den kurzen Weg zu den Upper Pools nehmen sollte. Der Plunge Pool unmittelbar am Campground ist sehenswert und man kann von einer schattigen Liegewiese aus im klaren Wasser schwimmen. Die Upper Pools lassen allerdings die Herzen höher schlagen. Ein breiter, kräftiger Wasserfall ergießt sich in ein tiefes Becken umsäumt von hohen Wänden, in die man wegen der stufigen Felsen gut klettern kann um an das obere Ende des Falls oder zu einem guten Sprungplatz zu kommen. Im Verlauf des Flusses kann von einem Becken ins nächste geschwommen werden.
Wir waren so angetan und Noah hatte so viel Spaß am Klettern und Springen, dass wir an zwei Tagen hintereinander hier oben waren.
Über den Stuart Highway biegt man am Ort Pine Creek, einer ehemaligen Goldgräbersiedlung mit Open Air Eisenbahnmuseum und dem Lazy Lizard, einem kultigen Restaurant – wir berichteten 2017 – auf den Kakadu Highway ab um im in den gleichnamigen Nationalpark zu kommen. Unsere erste Station führte uns zu den Yellow Waters und zum gleichnamigen Ressort und Touranbieter. Die morgendliche Tour auf den Yellow Waters ging ein erstes Mal in die Wetlands mit einer reichen Vogelwelt und sowohl Freshies, als auch Salties – Frischwasser- und Leistenkrokodile. Freshies sind eher scheu und für den Menschen ungefährlich, Salties sind der Grund, warum man hier auf keinen Fall schwimmen sollte.
Die Nourlangie Art Site und die durch eine kurze Wanderung erreichbare Nanguluwurr Art Site sind bedeutende bis über 20.000 Jahre alte Zeugnisse des Lebens, des Glaubens und der Kunst der Aborigines. Mit den Zeichnungen erzählten sie Geschichten und erklärten auch Kindern die Welt. Der „Lightning Man“ war mit seinen Blitzen verantwortlich für die Gewitterstürme und das Erscheinen einer bestimmten Art von endemisch vorkommenden Grashüpfern, den blau-rot gestreiften Leichhardt´s Grashoppers – Leichhardt, ein deutscher Entdecker und Zoologe -, die eine nahende Wetteränderung mit ersehntem Regen in der Monsun Season ankündigte. Er lebt im „Lightning Dreaming“ in den Felsen mit den längs verlaufenden Kerben auf der anderen Seite der Ebene. Einige Abbildungen sind heilig, sodass der Besucher gebeten wird nicht zu fotografieren.
Jabiru, die kleine Siedlung an der Wegkreuzung des Arnhem und des Kakadu Highways erhielt ihren Namen von dem großen Storchenvogel, der im Park vorkommt. Sehenswert ist hier das Marrawuddi Art Centre und Café, das aktuelle Kunst der Ureinwohner herstellt, zeigt und verkauft. Da die Uran-Mine seit ein paar Jahren geschlossen ist, fällt Jabiru immer mehr in einen Dornröschenschlaf.
Unser Lieblingsplatz im Kakadu Nationalpark ist allerdings der Ubirr Rock. Die Felsformationen hier geben ideale Bedingungen sich vor Sonne und Unwetter zu schützen. So entstanden Shelter, in denen Archäologen viele Schichten übereinander entdeckt haben mit Gegenständen des täglichen Lebens wieder aus mehr als 20.000 Jahren. Die Größe der Shelter und die Wandmalereien lassen darauf schließen, dass dies eine alter Versammlungsort gewesen ist.