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In einem schönen letzten Streckenabschnitt vom Nambung Nationalpark bis zum Cape Leeuwin Nationalpark können wir nun behaupten die komplette befahrbare Westküste Australiens vom Lee Point in Darwin im Northern Territory bis zum Cape Leeuwin bei Augusta in Westaustralien bereist zu haben. Unsere Mission ist also zu Ende und wir blicken auf die letzten 2 Wochen Reisezeit. Wir blicken aber auch noch vorwärts auf spannende Abenteuer in den Southern Forests und im Wheatbelt, die wir auf unserem Rückweg nach Perth, das wir auch noch ein paar Tage genießen wollen, queren werden.

Nambung Nationalpark oder DIE Pinnacles
Mitten in niedriger Buschvegetation eröffnet sich der Blick auf ein Dünenfeld, dessen goldgelber Sand so unwirklich und nach Kinderzeichnung aussieht, dass man darüber schon staunen konnte. In diesem erheben sich nun tausende Felsnadeln, zum Teil übermannshoch, zum Teil von den Wanderdünen so weit vergraben, dass nur noch ein Stumpf herausschaut – die Pinnacles.

Die Entstehungsgeschichte dieser Felsformationen ist bis heute noch nicht gänzlich geklärt. Es gibt verschiedene Theorien. Für eine plausible Erklärung muss ich jetzt ein wenig ausholen: Eine Hypothese geht davon aus, dass das Gebiet einst unter dem Meeresspiegel lag. Auf dem Meeresgrund lagerten sich Sand und kalkhaltige Muschelschalen ab, die  im Laufe der Zeit zerkleinert wurden. Als sich der Meeresspiegel zurückzog, wurde dieses Sediment freigelegt und vom Wind landeinwärts geweht und zu einer Düne aufgetürmt. In einer regenreicheren Phase wurde der Kalk gelöst und in tiefere Schichten ausgewaschen, wo er sich zu Kalkstein verfestigte. Währenddessen wurde die Düne von Pflanzen besiedelt, die mit ihren Wurzeln auch in die tiefer liegende Kalksteinschicht eindrangen. Entlang der Wurzeln dringt weiterhin vermehrt kalkhaltiges Wasser ein und verfestigt den Kalkstein im Wurzelbereich nochmals. Als die Vegetation auf der Düne abstarb – durch Vermehrten Sandeintrag, durch eine Trockenperiode oder ein Buschfeuer – konnte sie die Düne nicht weiter stabilisieren und der oben liegende Sand wurde vom Wind abgetragen. Nun nagte die Wind- und Wassererosion an der Kalksteinschicht und trug die weichere Kalksteinschicht ab, zurück blieb der harte Kalkstein aus dem einstigen Wurzelbereich als Felsnadel, die wir heute als Pinnacles bestaunen können. Auch in der Datierung der Kalksteinsäulen ist man sich uneins, das Alter wird mit 50 000 bis 500 000 Jahren angegeben.
Wir haben auf den Rundkurs mit dem Auto verzichtet und sind durch die Pinnacles gewandert um die Formen und Größen besser erfassen zu können. Noah hat auf einer Rast auch das Gestein befühlt und fleißig aufstehen mit Hilfe der Pinnacles geübt.

Yanchep Nationalpark – Frühstück mit Kängurus
Ganz gemäß dem Buchtitel von Bill Bryson – das nebenbei gesagt ein sehr witziges Buch für Australieneinsteiger ist – haben wir im Yanchep Nationalpark kurz vor Perth ausgiebigst Kängurus beobachtet. Schon bei der Einfahrt in den Park grasten auf einer Wiese ein gutes Dutzend Kängurus, darunter auch einige Muttertiere mit ihren Babys, die teilweise im Beutel schliefen oder herausschauten und sich ebenfalls, wenn sich ihre Mutter zum grasen beugte am Gras bedienten. Wir hatten das Glück über die Internetseite von Parks and Wildlife 2 Tage zuvor einen Stellplatz im Henry White Oval mitten im Nationalpark buchen zu können, sodass wir am Abend auf der angrenzenden Wiese junge Kängurus beim Kräftemessen im Kickboxen beobachten konnten und am nächsten Morgen nach unserer kältesten Nacht dieser Reise mit 4°C Kängurukino zum Müsli hatten.

Kurz bevor wir den Park wieder verlassen haben, statteten wir den Koalas noch einen Besuch ab. Diese sind in Westaustralien zwar nicht heimisch, wurden aber hier im Nationalpark extra angesiedelt – komisch eigentlich, wenn man bedenkt wie große und ausgedehnte Eukalyptuswälder es im Süden von Perth gibt. Wahrscheinlich ist es ihnen zu kalt, denn ein Koala kann mit seiner Lieblingsspeise kaum seinen Energiebedarf decken, deshalb und zur Verdauung der riesigen Blättermenge schläft er auch andauernd.

From Cape to Cape: Cape Naturaliste Nationalpark bis Cape Leeuwin Nationalpark
Der Reiseführer verspricht nicht zu viel, wenn er voraussagt, dass einem beim Anblick der Küste bei Yallingup ein „leises Wow“ entfährt. Ich halte es ja für gewöhnlich nicht mit solchen Superlativen, aber genauso war es. Nach einer anstrengenden Fahrt zunächst über den Freeway an Perth vorbei, einer Einkaufstour zum Vorräte auffüllen in Mandurah, einem Vorort von Perth und einer weiteren langen, wenig reizvollen Fahrt durch für australische Verhältnisse sehr dicht besiedeltes Gebiet Richtung Cape Naturaliste eröffnet sich plötzlich auf einer Bergkuppe der Blick auf das im Sonnenlicht golden glänzende Meer. In der nächsten Kurve erblickt man dann die schroffe Küste vor Yallingup an der sich die Wellen über ein Riff hinweg aufbauen und dann langsam rollend brechen und anbranden und somit die perfekten Surf- und Fotowellen abgeben.

Unser Beach Hollidaypark war dann der Ausgangspunkt für eine Tour zum Cape Naturaliste Leuchtturm. Bei einer kleinen Wanderung durch das Buschland konnten wir neben Wildblumen auch Wale vor der Küste beobachten. Da Noah das Spielen am Strand immer sehr genießt, haben wir am Eagle Bay Beach einen Zwischenstopp eingelegt und uns im warmen Sand gewärmt, während Noah den Strand herauf- und herabgekrabbelt ist.

Die weitere Fahrt Richtung Cape Leeuwin brachte uns in die Margaret River Weinanbauregion. Bei sonnigem Wetter durchkreuzten wir das malerische Gebiet, in dem sich Weinberge, Rinderzucht, kleine Wälder, Seen und Gehöfte abwechselten, wieder auf kleinen Nebenstrassen. Die westaustralische Weinregion existiert erst seit 1966. Damals beschlossen zwei Ärzte, Dr. Kevin Cullen und Dr. Thomas Cullity, nachdem Dr. John Gladstone die Böden und das Klima der Margret River Region analysiert und für den Weinanbau als besonders geeignet herausgestellt hatte, hier Wein anzubauen. Mit großem Erfolg, heute stammen viele prämierte Weine aus dieser Gegend, in der sich viele Winzer nach den Pionieren angesiedelt haben. Fast alle der Weingüter bieten Weinverkostungen an, einige führen ein Mittagsrestaurant. Da Cullen Wines Dienstags Ruhetag hat, wurde uns das Weingut Amelia Park empfohlen. Zu Recht! Mit Blick auf den Weinberg genossen wir einen hervorragenden (natürlich) hauseigenen Shiraz zu einem Rindersteak mit ebenfalls selbst angebautem Gemüse. Im Anschluss besichtigten wir noch den Weinkeller, der irritierenderweise oberirdisch lag und an Selbstinszenierung kaum zu übertreffen war: Durch eine dunkle holzausgekleidete Vorhalle, an gestapelten Weinfässern vorbei schreitet man auf eine Treppe zu. Bevor man die untersten Stufen betritt gleitet die Tür oberhalb der Treppe auf und man wird geblendet vom Himmel auf den man blickt. Durchtritt man die Tür findet man sich in einem weißen Raum samt 5 Meter langer Theke wieder, an der man nun die Hausweine von Amelia Park verköstigen kann. Ich befand, aller Prämierungen zum Trotz, den Shiraz für den Besten und habe uns eine Flasche für den Rest der Reise in den Keller – alias Ullis Koffer unterm Bett – gelegt.
Zum Glück ist nach 19 Uhr in den Dörfchen und auf den Campingplätzen schlafen angesagt, sodass man auch einen Tag mit Wein zum Mittagessen – immerhin war ich jetzt 18 Monate abstinent- übersteht.

Mit dem Erreichen des Cape Leeuwin Leuchtturms im gleichnamigen Nationalpark haben wir unser Reiseziel erreicht. Nun haben wir vom Lee Point im Norden Darwins bis zum Cape Leeuwin tatsächlich die komplette 2WD-befahrbare Westküste bereist. Mission completed!

Leider konnten wir mit Noah den Leuchtturm aufgrund der Sicherheitsbestimmungen nicht besteigen. Daher haben wir uns für die Audioguidetour am Boden entschieden, die über das harte Leben der kleinen Leuchtturmwärtergemeinde am Kap erzählte. Der spannendste Punkt des Rundgangs aus geographischer Sicht ist das Zusammenfließen des Indischen und des Southern Ocean, der uns auf unserer Weiterreise nun begleiten wird.

Allzeit gute Reise!
Eure