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Seitdem wir aus Australien zurück gekommen sind, wurde ich oft gefragt, wie die Menschen dort so sind. Und ich habe schon öfters folgende Geschichte erzählt. Auf unserer Fahrt nach Norden sind wir hinter der Stirling Range unmittelbar in den Wheat Belt gefahren. Das Bild hat sich wieder einmal komplett geändert. Wir fahren durch endlose Weizenfelder, der Wheatbelt ist mit 150000 km2 so groß wir Bayern, Baden-Würtemberg und Nierdersachsen zusammen. Nur sehr selten wird unsere Fahrt durch eine Ortsdurchfahrt mit riesigen Silos und einen Bahnhof mit Verladestation unterbrochen. In einem dieser Dörfer erlebten wir zum zweiten Frühstück überraschener Weise ein kulinarisches Highlight, überaus leckere Riesencoockies bei einem Flat White Kaffee und endlich wieder fast dreißig Grad bei blauem Himmel. „Bird in the Bush“ war der wohlklingende Namen des Cafes mitten im Nirgendwo. Hier geht der Highway meistens geradeaus und bietet selten Stellen zum Rasten oder Anhalten. Nachdem wir wieder ein paar Stunden fast ohne Gegenverkehr gefahren sind, hielten wir an einer abgehenden Zufahrt zu einem der riesigen Felder. Es dauerte nicht lange und wir hörten ein Quad herantuckern.

Der Wheatbelt
Der Fahrer, Kim Baker, stellte sich als Besitzer des umgebenden Landes vor und fragte uns nach ein paar Sätzen, ob wir schon einmal eine Farm gesehen hätten und ob wir Lust hätten eine zu besuchen, er habe gerade Zeit uns etwas zu zeigen. So sind wir ihm dann gefolgt und konnten die riesigen GPS-gesteuerten Landmaschinen bewundern und viel über die Arbeit und die wirtschaftliche Situation der Farmer erfahren. Es werden meist unterschiedliche Getreidesorten angebaut um nicht vom Gedeihen und vom Marktpreis einer Sorte abhängig zu sein.

Das Getreide wird von der Farm über Straße und Schiene nach Albany im Süden transportiert und von dort meistens nach Asien verschifft. Unterstützt wird die Farm regelmäßig durch junge Leute aus dem Work and Travel – Programm. Als zweiten Wirtschaftszweig neben dem Getreideanbau züchtet Kim Merinoschafe und verkauft die Wolle in Ballen ebenfalls auf dem Weltmarkt. Australien liefert 25% der auf dem Weltmarkt verkauften Wolle.

Wir interessierten uns für die Gewinnung und Aufbereitung der Wolle und hatten die Gelegenheit gemeinsam mit Kim und seinen Hunden einen kleinen Teil der Herde in das Gattersystem zu treiben und ihm beim Scheren eines Schafes mit der elektrisch betriebenen Schermaschine mit Stangengelenken zuzuschauen. Normalerweise machen das professionelle Scherer, die von Farm zu Farm reisen, sie schaffen pro Nase zwischen 100 und 200 Schafe pro Tag. Kim hat das Scheren gelernt um seine Farm zu finanzieren, für uns hat er das noch einmal zu Demostrationszwecken gemacht. Das Schaf wird beim Scheren in einer bestimmten Position gehalten, es bewegt sich dabei kaum. Es wird eine Reihenfolge eingehalten, die am Ende einen zusammenhängenden Woll-“Teppich“ ergibt, der dann gereinigt und zu Ballen gerollt wird.

Am Ende unseres interessanten Nachmittages wurden wir von Kim und seiner Frau noch mit einer ganzen Tüte gefrorenen lamb chops versorgt, die wir am Abend auf dem Grill zu einem köstlichen Menue verarbeiteten. In diesem Jahr wurden auf dem Farmgelände ca. 3000 Lämmer geboren.
Schließlich haben wir unsere Reise mit vielen Eindrücken in Richtung Wave Rock fortgesetzt. Wir denken an den Nachmittag gerne zurück und bedanken uns noch einmal herzlich auf diesem Wege.

Wave Rock
Zu den alten Rockstars im Süden Westaustraliens gehört auch der Hyden Rock, ein Granitfelsen mit der ziemlich großen Oberfläche von 650000 m2. Die Oberfläche sammelt heute im winterlichen Regen durch ein Ableitungssystem soviel Wasser, dass ein respektabler Stausee zur Wasserversorgung der Region entstanden ist. Früher formte das Regenwasser in Millionen von Jahren die Form, die einen Teil des Felsen weltberühmt gemacht hat: die Welle – Wave Rock. Sie ist beeindruckende 15 Meter hoch und 110 Meter lang. Die Längsstreifen entstanden durch chemische Prozesse der Mineralien mit Wasser. Die roten Streifen kennen wir unter anderem schon von der Bungle Bungle Range, es sind Eisenhydroxide. Die schwarzen Streifen bestehen aus Carbonaten.

Wer sich die Mühe macht und auf die Granitformation klettert, wird mit einer weiteren Rarität belohnt: Tafoni, durch Kristallisation und Auswaschen von Salzen von innen ausgehöhlte freiliegende Felsbrocken, deren äussere Hülle einbricht, sobald sie zu dünn wird. Dadurch entstehen Fenster (Tafoni) und die unterschiedlichen Formen. Ausserdem kann man beobachten, wie sich die Natur langsam auch auf Granit festsetzen kann. In Senken sammelt sich das Wasser, es siedeln sich Flechten und Moose an, langsam entsteht durch Absterben der organischen Substanzen Erde, die schließlich von Büschen und schließlich von Bäumen bewachsen wird. Von einem Sandelholzbaum wird berichtet, dass er schon zu Zeiten der europäischen Entdecker auf dem Fels gestanden haben soll.

In der Umgebung des Wave Rock sieht man auch, was der extensive Wasserverbrauch für die Landwirtschaft als Nebenwirkungen hinterlässt. Wo früher im Winter durch den Regen Sümpfe und Seen entstanden, finden sich heute Salzseen in den unterschiedlichsten Farben.

Euer