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„Blades of Glory“

Zwischen Ceduna und dem Nullarbor Roadhouse lohnt es sich in Penong eine Sammlung von Windmühlen zu besuchen. In einem Freilichtmuseum stehen hier gerettete und restaurierte Windmühlen zum Wasser pumpen in unterschiedlichen Größen aus ganz Australien, darunter Bruce, die größte COMET-Windmühle Australiens. Der Durchmesser des Windrads beträgt 11 Meter. Sie wurde gerettet mit dem Slogan „Donate a Blade“. Hier steht auch eine Windmühle, die einst auf der Anna Creek Station stand und deren Rotorblätter eingeklappt werden konnten, je nachdem ob die Windmühle gerade gebraucht wurde. Am Eingang zu dem kleinen Park macht eine Firma auf sich aufmerksam mit Werbung für Solarwasserpumpen, der Zeitgeist und die Technik ändern sich.

Haarnasen und Nacktnasen

Die Nullarbor Plains haben zwar wenig Bäume, sind aber keineswegs langweilig. Unmittelbar am Nullarbor Roadhouse am Anfang der 1200 km langen Straße durch den Nullarbor NP konnten wir rechtwinklig nach Norden auf eine 11 km lange Piste zu den Murrawijinie-Höhlen abbiegen. Unterwegs zu den Höhlen sahen wir eine ganze Reihe Eingänge von Wombatbauten, deren Erbauer sich ähnlich wie die Menschen in Coober Pedy weit unter die Erde eingraben. Auch sie lieben offenbar die angenehmen Temperaturen unter Tage. Heimisch ist in diesem Bereich Australiens der Haarnasenwombat im Unterschied zum Nacktnasenwombat Tasmaniens. Ob der Unterschied nun tatsächlich sehr groß ist, können wir nicht sagen, da wir keinen Haarnasenwombat gesichtet haben, sondern nur seine Spuren im Sand.

Murrawijinie-Höhlen – Spuren der ersten Besiedlung des Kontinents

Die Murrawijinie-Höhlen sind durch Auswaschung entstandene unterirdische Hohlräume, deren Decken dann teilweise eingebrochen sind. Durch diese Doline gelangt man dann in die Höhle hinein. Die Höhlen sind etwa 30 m bis 50 m tief. In einer Höhle, die wir besuchen konnten, gibt es Zeichen der Jahrtausend alten Besiedlung zu entdecken. Die Wände sind mit Aboriginal Art verziert. Rot gefärbte Handabdrücke und Gravierungen zeigten uns, wo früher Menschen gelebt haben. Auf der Wegstrecke über die Nullabor gibt es noch mehrere dieser Höhlensysteme, die typisch für dieses Kaarstgebiet sind zu entdecken, die größte Doline hat z.B. die Koonalda-Höhle, diese ist allerdings nur von außen zu besichtigen, daher haben wir uns für die etwas weniger bekannten und nur über einen „roughen Track“ vom Nullabor Roadhouse aus zu erreichenden Murrawijinie-Höhlen entschieden. 

Bunda Cliffs

Kurz vor dem Nullabor Roadhouse fangen an der Küste die imposanten Klippen der Großen Australischen Bucht (1200 km) an. Die Bunda Cliffs erstrecken sich etwa 230 km weit entlang der Küste vom Head of Bight bis nach Eucla. Im Winter kommen die Wale hierher, um ihre Jungen zu bekommen und aufzuziehen. Dann ist das Head of Bight Whale Watching Centre eine beliebte Stelle, um Wale zu beobachten. Auch ohne Wale lohnt sich der Besuch wegen der einzigartigen Sicht auf die Klippen. An den Klippen kann man anhand der Farben genau die 3 Schichten Kalkstein erkennen, aus denen sie aufgebaut sind: Die unterste Schicht (hellste Farbe) wurde vor mehr als 25 Millionen Jahren gebildet, als der südlich Ozean noch Südaustralien bedeckte. Diese Schicht besteht aus Milliarden Skeletten von Meeresorganismen. Die mittlere Lage, der Nullabor Kalkstein,  entstand vor ca. 25 Millionen Jahren durch Überschwemmung und Sedimentation. Die oberste Schicht – Bridgewater Formation – ist zwischen 1,6 Millionen und 100 000 Jahre alt und besteht aus Kalksanden, die vom Wind hierher getragen und abgelagert wurden. Fast am Ende unserer Reise über den Nullabor Highway konnten wir die unterste Kalksteinschicht auf eine besondere Weise erforschen. Dazu später mehr.

Wir haben geplant, die 1200 Kilometer lange Strecke bis Norseman, dem nächsten größeren Ort in West-Australien in gleich großen Abschnitten zu fahren. Das haben wir letztendlich nicht geschafft, weil wir uns in der Höhle so lange aufgehalten haben. Dafür haben wir spontan eine Übernachtung oben auf den Klippen eingefügt, was absolut empfehlenswert ist. Ein paar Meter von uns entfernt ging es steil bergab in das tosende Meer. Mit einem Stuhl nahe der Klippen zu sitzen und den Sonnenuntergang zu beobachten – wieder ein unvergesslicher Moment. 

Border Village – Eucla: Ein Tag hat 26,5 Stunden und noch mehr

Die Quarantänestation im Westen der Plaines stellt auch deren Ende dar. Es ist die Grenze zu Westaustralien, an der wieder kontrolliert wird, dass man weder frische Früchte noch Fleisch noch Honig und sonstiges, „was lebt oder mal gelebt hat“ mitbringt. Später stellte sich in interessanten Gesprächen mit einem Agrarwissenschaftler in der Starvation Bay heraus, dass die Plaines und das damit beginnende Outback gemeinsam mit der Quarantänestation eine ausgesprochen effektive Barriere darstellen, Fruchtfliegen aus West-Australien heraus zu halten. Dadurch sind die Farmer in West-Australien in der Lage, ihre Früchte zu produzieren, ohne sie zu behandeln. Damit sind sie automatisch als Bio-Obst auf dem Markt zu verkaufen.

Beim Überschreiten der Grenze nach WA hat man seinem Tag offiziell 2,5 Stunden hinzugefügt. Halboffiziell sind es erstmal allerdings 1,75 Stunden, da sich der Landstrich um das Dorf Eucla eine eigene Zeit gegeben hat. Die Eucla-Time weicht eine Dreiviertelstunde von der offiziellen Australian Western Standard Time (AWST) ab. Etwa 200 Menschen wohnen dort in ihrer eigenen Zeit(zone).

Travellers Cross – Reisesegen

Eucla ist nicht nur ein Roadhouse und Caravan Park mit eigener Zeitzone, sondern auch ein kleiner Ort zum innehalten. Hier steht an herausragender Stelle das Traveller Cross um allen Reisenden ein sicheres Reisen zu wünschen. Der Ausblick reicht von hier, halb auf der beschriebenen Inlandklippe stehend über die Ebene bis zum Meer und den heutigen Klippen. Das mit dem Reisesegen hat nicht ganz geklappt, lest selber.

90 Mile Straight Stretch – die längste Geradeausstrecke Australiens

Beim Einfahren in WA denkt man, man habe die weite Strecke nun hinter sich. Weit, sehr weit – ca. 720 km weit – gefehlt, da es in der Tat bis Norseman nur kleinste Dörfer oder einzelne Roadhäuser gibt. Nicht weit von der Grenze entfernt beginnt die längste Geradeausstrecke des Kontinents. 90 Meilen umgerechnet also 146,6 km lang verläuft die Strecke zwischen Caiguna und Balladonia schnurgeradeaus. 

Paleontologie – Reise in die Erdgeschichte

Für geologisch Interessierte ist diese Gegend ein Fundstück erster Klasse. Zum Einen fährt man hunderte von Kilometern an einer inländischen Klippe entlang. Derjenige, der das nicht schwarz auf weiß lesen, sondern weiß auf rot sehen möchte, kann zum Anderen einen Abstecher vom Highway weg auf einer Piste fahren. Vom Madura Roadhouse geht es diesmal rechtwinklig nach Süden zum „Inland sea paleontological dig“, wo man auf einer riesigen etwa rechtwinkeligen Kalksteinplatte (siehe oben, die älteste der Kalksteinschichten der Bunda Cliffs) durch Haufen zusammen geschobenen Gesteins fährt. Und der Name hielt, was er verspricht: in der hinteren linken Ecke des Rechtecks (für die, die hinfahren möchten) liegen Haufen, die wie Gestein aussehen, aber aus Millionen versteinerter Muscheln und anderen Meerestieren bestehen. Anschaulicher konnten wir Noah diesen Teil der Erdgeschichte nicht machen. Auf dem Weg dahin querten wir wieder einmal den Dog Fence, nur diesmal mussten wir uns die Tür selber aufmachen.

Nullabor Links – der längste Golfkurs der Welt

Über 1385km erstreckt sich der Nullarbor Links, der längste Golfkurs der Welt. Er hat 18 Löcher, 72 Par und wurde von Ceduna über Norseman bis zur Goldminen-Stadt Kalgoorlie gebaut. Neben Geschick ist hier Geduld gefragt, liegen im Durchschnitt etwa 75 km zwischen den einzelnen Löchern. Allein die Namen lohnen sich einmal über die einzelnen Pits zu schauen. Von der Wombat Hole über das Border Kangaroo und der Nullarbor Nymph bis zum Eagles Nest und zum Skylab ist alles dabei. Golf spielen ist nun nicht unseres, wir haben es da eher mit Geographie und Geschichte, wie ihr lest, also müsst ihr selber herkommen und ausprobieren, ob dieser Part der Nullabor Plains fun ist! Zumindest die Rentner, die mit Golfschlägern, Stift und Papier über die Nullabor reisten und ein Turnier spielten, schienen viel Freude an dem Golfkurs zu haben, fanden aber unsere Suche nach den richtigen Wombat Holes (nicht dem Golflink) verwunderlich. 

Tyre broken!

Etwa 35km vor Norseman freuten wir uns nach stundenlanger Fahrt – wir hatten ja 21/2 Stunden mehr –  auf einen Sprung ins kühle Nass des gut gepflegten örtlichen Schwimmbades, wie wir einen Tag später sehen konnten. Am nächsten Tag deshalb, weil uns dort auf dem Highway der rechte Hinterreifen platzte und unsere Weiterfahrt somit erst einmal verhindert war.

Ganz im Sinne des NRMA, der australischen ADAC-Variante, und aus echtem Sicherheitsinteresse fuhren wir mit dem kaputten Rad erstmal runter in eine freie Stelle im Bush, der unmittelbar neben der Straße anfängt. Es hört sich schon ziemlich krass an, wenn die Roadtrains, über 30 m lange LKWs, unmittelbar an einem vorbei rauschen, während man selber neben dem Wagen steht.

Australien wäre nicht Australien, wenn nicht innerhalb weniger Minuten jemand anhalten und fragen würde, ob man Hilfe braucht. Und ob. In unserem Falle waren es 4 starke Jungs vom Straßenbau, die gerade auf dem Heimweg waren. Sie packten mit an die Radmuttern zu lösen, während ich auf dem Dach saß und das Reserverad mit einer elektrischen Winde vom Dach holte. Die Muttern bewegten sich – leider in keinster Weise, auch mit unserer mitgeführten langen Eisenstange nicht. Mit guten Wünschen und dem Versprechen gegen 5.30 Uhr morgens mit Werkzeug wieder zu kommen, verabschiedeten sie sich schließlich. 

Jetzt zeigte es sich, wie umsichtig es war eine NRMA Mitgliedschaft zu vereinbaren. Nach einigen Schwierigkeiten beim NRMA anzurufen, es gab keinen Mobiltelefonempfang und wir nutzten erstmals unsere Satellitenkommunikation, kam nach etwa 45 Minuten unser Engel vom NRMA. Und der hatte eine Stange dabei, bei der die maschinell angezogenen Truckradmuttern schließlich gegen ihn und Ulli verloren. Nachdem die Radmuttern nun „gecrackt“ waren, das Rad gewechselt und alles wieder im Truck und auf dem Dach verstaut war, war es inzwischen sehr dunkel und sehr spät. Gefühlt hatte dieser Tag nicht nur 26,5 Stunden (s. oben) sondern 48 Stunden – Noah ist mitten beim nächtlichen Abendessen am Tisch eingeschlafen. Wir fuhren bei nächster Gelegenheit in das Buschland hinter einem Rest Area am Straßenrand und erst am kommenden Tag weiter nach Norseman. 

Auch hier konnten wir uns noch nicht den Staub und die Erlebnisse des letzten Tages abwaschen, es war noch vormittag und das Schwimmbad wurde für einen Schulwettkampfes genutzt. Das Schwimmen haben wir dann im türkisblauen Wasser der Südküste beim „Duke von Orleans“ nachgeholt. Dazu mehr in der nächsten Folge.

Top 10 Nullabor Plains

Rückblickend können wir die Reise über die Nullabor trotz Allem empfehlen! Unsere Top 10 für eine Fahrt über die Nullabor:

  1. Abschied nehmen vom Seafood Drive der Eyre Peninsula bei Oyster Barn in Ceduna
  2. Penong – Besuch der Windmill-Farm
  3. Stop am (Old) Nullabor Roadhouse
  4. Besichtigung der Murrawijinie-Höhlen und auf dem Track dahin die zahlreichen Wombathöhlen
  5. Head of Bight Wale Watching Center – den Ausblick mit und ohne Wale genießen
  6. Lookout und Übernachtung auf einem freien Campground auf den Bunda Cliffs (atemberaubende Sonnenauf- und untergänge sowie Sternbeobachtung inklusive)
  7. Frische Muffins und Kaffee aus dem Border Village Roadhouse zur Weiterfahrt nach WA mitnehmen und sich ausdenken, was man mit 2 1/2 Stunden zusätzlicher Zeit anfängt
  8. Besuch des Travellers Cross in Eucla für den „Reisesegen“
  9. Fotostops am „Eastern End of Treeless Plain“-,„Camel-Kangaroo-Wombat“- und „90 Mile Straigt Stretch“-Sign und RFDS-Landing Strip
  10. versteinerte Muscheln suchen auf dem „Inland sea paleontological dig“

Außerdem empfehlen wir den Test der Nullabor Golf Links, den Sprung in den kostenfreien öffentlichen Pool in Norseman (nur im Sommer möglich) und jeden Kilometer und die Aussicht genießen.

Es geht vorbei!

Allzeit gute Reise!