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Nach dem Trip durch die vermeintlich leeren Gebiete Südaustraliens freuten wir uns auf die Strände der Eyre Peninsula, genannt nach dem Entdecker Edward John Eyre, der die dreieckige Halbinsel erforschte. Wir bewegten uns auch – ganz mathematisch – entlang der Seiten des fast gleichseitigen Dreiecks, dessen Eckpunkte durch die Städte Whyalla, Port Lincoln und Ceduna beschrieben werden.

Unsere erste Station war Whyalla, wo uns ein heftiger Wind überraschte, der den Strandbesuch und den nächtlichen Schlaf im wackelnden Truck recht kurz ausfallen ließ. Noah hatte trotzdem Spaß, weil er nach längerer Zeit einen deutschen Jungen auf dem Spielplatz traf, mit dem er bis zum Dunkelwerden spielen konnte. Der nächste Morgen brachte uns eine Überraschung am kleinen Hafenbecken von Whyalla. Dort patrouilliert regelmäßig eine Delphinschule und kontrolliert die Fischer- und Sportboote auf Fischreste, die sie sich schmecken lassen können. Wir konnten daher 5 Delphine aus nächster Nähe betrachten.

Die Eyre Peninsula besteht zum großen Teil aus Agrarflächen mit kleinen Dörfern und Fischerdörfern, die Stolz sind, wenn bekannte Künstler kommen und Hauswände und Silos bemalen. Die Silo- und Muralart ist überall zu bewundern.

Die Strände an der Ostküste sind sehenswert, aber nicht zu vergleichen mit den unterschiedlich geformten Küstenabschnitten auf der Westseite. Die ganz im Nordosten der Halbinsel liegende Fitzgerald Bay weist jedoch eine Besonderheit auf, die es nur hier zu beobachten gibt. Ein Shingle Ridge, übersetzt Schindelufer erstreckt sich etwa über 50 km. Es ist ein etwa 3 bis 5 Meter über dem normalen Meeresspiegel und 10 bis 15 Meter breiter Küstenstreifen bestehend aus kleinen Schindeln, die aufgrund bestimmter hochenergetischer Strömungen gerade hier vor etwa 5000 Jahren abgelagert wurden. Hin und wieder werden sie von der Flut überspült, woraus sich dann kleine Salzseen bilden. Die einzigen Pflanzen, die diese raue Zone vertragen, sind kleine widerstandsfähige Bäume. 

Nach unserem Stop in Whyalla haben wir immer im Wechsel zweimal an einem Campground übernachtet, der unsere Fähigkeit zum „Selfcontaining“ erforderte und einmal in einem Caravanpark, wo wir duschen, waschen und Wasser auffüllen konnten. Selfcontaining bedeutet, dass wir nur unsere Reifen- und Fußspuren an dem Ort hinterlassen, an dem wir über Nacht blieben. Die Campgrounds lagen meist an landschaftlich schönen Stellen mit Ausblick aufs Meer. Die hohen Dünen von Point Gibbon bestehen aus feinstem Sand, der vom Wind hoch aufgetürmt wurde. Für Noah war es ein Spaß rauf und runter zu stürmen.

Port Lincoln ist eine Hafenstadt am Spencer Gulf. Von diesem Hafen aus wurde ursprünglich blauer Tunfisch mit Hochseeflotten gefischt und verarbeitet. Heute wird hier mit Aquakulturen experimentiert. Über den Hafen wird außerdem Getreide, Lamm, Rind, Wolle für den japanischen Markt verschifft. Außerdem wird von hier Eisen aus der Centrex Metal Mine, deren Spuren wir deutlich sehen konnten, verschifft. Außerdem können hier Tauchtouren gebucht werden, bei denen man in einem Käfig mit Haien in Kontakt kommen kann. Dazu werden die Haie zum Teil durch Futter angelockt.

Wir sind statt dessen lieber in den Lincoln Nationalpark gefahren, der uns mit einer Vielzahl von Emus überraschte. So konnten wir Emufamilien beobachten, die aus einem erwachsenen Tier und bis zu 22 Jungen bestanden. Natürlich bekommt ein Emupaar keine 22 Küken im Jahr. Es ist vielmehr so, dass Emumänner für die Aufzucht der Jungen zuständig sind. Da sie offenbar nicht monogam leben, kommt es vor, dass sie so viele Jungen um sich scharen können, dass wir mit dem Zählen nicht hinterherkamen.

Unsere Badestopps fielen aufgrund des Wetters unterschiedlich lang und intensiv aus. Am Almonta Beach im Lincoln Nationalpark waren daher Strandwanderungen und Sandzeichnungen höher im Kurs als das kurze Dippen im Wasser. Die Aussicht auf das Golden Island ließ auch bei kühlen Temperaturen nichts zu wünschen übrig. 

Coffin Bay ist für Austernliebhaber der Höhepunkt an sich. Austern werden neben Touren zu den Austerfarmen in jeder möglichen Variation angeboten. Der Ort liegt auf der Südspitze der Halbinsel und liegt damit etwa auf der Hälfte des Seafood Drives. Der örtliche Yachtclub ist abends gut besucht und bietet auch für Gäste wie uns eine leckere Fischmahlzeit an.

Die auf der Westseite folgenden Strände bieten alles was das Herz eines Küstenliebhabers begehrt. Aufwachen am Strand von Greenly Beach mit mehrfachem Besuch der anliegenden Rockpools, feinsten teils gelben, teils weißen Sand mit klarem Wasser, riesige Dünen in Sheringa Beach, Klippen, Höhlen und eingebrochene ehemalige Höhlen, die zum Klettern einladen – Talia Cave und The Tube. Außerdem Surfstrände, einzel stehende Felsformationen, die als Inselberge heute auf freiem Feld bestaunt werden können und halbzahme Pelikane, die auf die Abfälle der Hobbyfischer in Streaky Bay warten.

Die Inselberge, nach dem ersten europäischen Besitzer „Murphys Haysticks“ benannt, für die es im Englischen auch nur das deutsche Wort inselbergs gibt, bestehen aus 1500 Mio. Jahren altem ultrahartem Granit, der seitdem sämtliche Erosionsvorgänge überstanden hat, während ihre Umgebung langsam ausgewaschen wurde. So entstanden Granitinseln und der Name Inselberg. 

In der Baird Bay am Point Labatt leben Australien Sea Lions. Diese Art gibt es nur hier in Australien und die Population besteht nur aus ca. 15 000 Tieren, da die Seelöwen früher wegen ihres Fells gejagt wurden und sich die Population aufgrund einiger Besonderheiten nur sehr langsam wieder erholt. Zum Einen bekommen sie nur alle 1 1/2 Jahre Nachwuchs, dann haben die Neugeborenen eine hohe Sterberate, da sie oft von aggressiven männlichen Seelöwen getötet werden und außerdem weist die Art ein besonderes Jagdverhalten auf. Die Australien Sea Lions jagen Fisch am Meeresgrund und nicht in allen Tiefen des Wassers, was ihre Nahrungsverfügbarkeit einschränkt, da hier auch gefischt wird, Müll liegt und nicht alle Fischgründe ausgenutzt werden können.

Die Tour über die Halbinsel und die Vorbereitung auf die lange Fahrt über die Nullarbor Plains schlossen wir in Ceduna mit einem Lunch auf dem Dach der örtlichen Fischbude, wie es sich auf dem Seafood Drive gehört, wieder mit Fisch – buttered and crumbed king georg whitning – ab.

Und dann ging es los auf die flache, meist baumlose trockene Ebene – 1200 km zwischen Ceduna und Norseman. Das lateinische nulla arbor heißt keine Bäume, aber auch sonst nichts zu erleben? Wir haben es erkundet und berichten im nächsten Artikel darüber.

Euer