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Secret Painted Hills – spektakuläre Landschaften des südaustralischen Outback

In William Creek waren wir morgens mit einem Piloten verabredet. Bis zuletzt war nicht klar, ob er Zeit hat oder ob er bei der Feuerbekämpfung helfen musste. Letztendlich bekamen wir den Anruf, dass der Flug stattfinden konnte. Es war ein Flug mit Wrights Air in einer kleinen Cessna über spektakuläre Landschaften des südaustralischen Outback. Allein der Start über die Piste mit Seitenwind war ein Erlebnis, insbesondere für Noah. Die Ziele waren ansonsten unzugängliche Gegenden: die Painted Hills, auf dem Gebiet der Anna Creek Station, der größten Rinderfarm der Welt (rund 24 000 km2) und der Lake Eyre, einem 9500 km2 großem Salzsee, der alle paar Jahre über tausende Kilometer hinweg aus Queensland geflutet wird.

Lägen die Painted Hills, die sich über 20 x 18 km erstrecken, auf nationalen Gebiet, wären Sie sicher ein Nationalpark und eine Touristenattraktion. Auf privaten Grundstück gelegen, bleibt nur die Möglichkeit über eine konkrete Erlaubnis dorthin zu gelangen. Wrights Air hat die Erlaubnis auf einer Piste in den Painted Hills zu landen. Der Funkverkehr im Flugzeug lief entsprechend über den Operator der Anna Creek Station, der ansonsten rund um die Uhr das Einsatzteam der Station (nur ca. 17 Menschen) koordiniert. Das Einsatzteam bewegt sich mit 4WD-Autos, Enduros und Ultraleichtflugzeugen um zwei mal im Jahr eine Musterung jedes der ca. 17 000  Rinder vorzunehmen, Tränken für die Tiere zu bauen und zu überprüfen oder die Zäune zu kontrollieren. Weil die Distanzen so groß sind, campen sie jede Woche in einem anderen Teil der Station.

Aus der Luft kann man besonders gut die bunten Erdschichten sehen, die den Hügeln ihren Namen gaben und plötzlich aus der wüstenartigen Gegend auftauchen. Sie entstanden durch geologische Prozesse vor 50 Millionen Jahren. Die Hügel und Tafelberge bestehen aus Schiefergestein und variieren in ihrer Farbe von weiß und ocker über schwarz bis rot. Das tiefe Rot ist auf die Oxidation von Eisen im Gestein zurückzuführen, während die weißen Abschnitte dort liegen, wo das Eisen ausgewaschen wurde. Das Gebiet ist der Überrest eines alten Binnenmeeres, das verdunstete und ausgelaugte Mineralien hinterließ. Seitdem hat der Klimawandel über Millionen von Jahren von eiszeitlichem Klima zu heißem, teils subtropischem Klima mit Verwitterung und Erosion die empfindlichen Gesteinsschichten verändert. 

Mit dem Gefühl in diesem Gebiet die weit und breit einzigen Menschen zu sein, landeten wir auf der Schotterpiste. Am Boden konnten wir die unterschiedlichen Schichten als einzelne farbige Steine bewundern. Besonders auffällig waren Steine, die in sich eine kleine geologische Zeitreise darstellten. Sie bestanden aus verschiedenen, unterschiedlich gefärbten Mineralien. Als Zeichen ehemaliger Vegetation fanden wir versteinertes Holz.

Über Lake Eyre zu fliegen heißt in gleißendem Licht zu fliegen. Das Sonnenlicht wird durch Milliarden Salzkristalle gebrochen und in einem hellen weiß wieder gespiegelt. In beinahe 360 Grad Umkreis sahen wir dieses Licht bis zum Horizont. Wenn der See sich alle paar Jahre mit Wasser füllt, wird er schlagartig belebt. Der plötzliche Reichtum an Fischen zieht dann etwa 80% aller australischen Pelikane zum Nisten an den See. Kaum zu glauben. Optimistisch steht in der Nähe des Sees auch das Gebäude des Lake Eyre Yacht Clubs inclusive der clubeigenen Yacht.

Nach dem Flug und dem Parken des Flugzeuges wartete ein leckeres Mittagessen auf uns im William Creek Hotel, dem zentralen Gebäude in William Creek, in dem sich alles abspielt. Der anschließende Weg nach Coober Pedy, die William Creek Road, machte uns vorher etwas Kopfzerbrechen wegen offiziellen Warnungen vor „Bog Holes“, Sumpflöcher auf der Straße. Im William Creek Hotel waren jedoch alle der Meinung, bei dieser Trockenheit gäbe es keine „Bog Holes“, sondern „Dust Holes“, mit Staub bedeckte tiefe Schlaglöcher, die von außen mit etwas Geschwindigkeit wie eine normale Piste aussehen. Äußerst beruhigend. In Erwartung dieser Variante von Schlaglöchern, wie auch durch das Schild am Ortsausgang und die dunklen Wolken am Himmel getriggert, fuhren wir ziemlich vorsichtig los, bekamen jedoch eine fast durchgehend neu gemachte Piste zu Gesicht, die letztendlich trotz einsetzendem Regen sehr gut zu befahren war. 

White man in a hole – follow us underground in Coober Pedy

Cooper Pedy ist eine Wüstenstadt: extrem heiß (die Temperaturen liegen im Sommer über 35°C), kein Schatten, kein Wasser (die Regenmenge pro Jahr beträgt gerade einmal 175 mm), Sandstürme. Aufgrund dessen haben sich die Bewohner „Dugouts“ – Untergrundwohnungen, -kirchen, -shops, -restaurants gebaut, sodass oberirdisch nicht viel einer funktionierenden Stadt, wie wir sie erwarten, zu erkennen ist. Warum sollte man also Coober Pedy besuchen? Das haben wir uns auch gefragt. Einfach weil wir vom Outback fasziniert sind und zugleich vom „underground lifestyle which is like nowhere else on earth“ gehört haben, wie Coober Pedy selber über sich schreibt.

Coober Pedy ist eine funktionierende Minenstadt, die sich aber in der Transformation zur Touristenstadt befindet – wie unser Tourguide George, der selber gut von den Touristen in der Stadt mit seinem Campground, den Untergrundführungen, Empfehlungen zu Opalshops und Restaurants (und noch einigen anderen Gewerben, die wir entdeckten, z.B. einer Autowerkstatt) lebt. Der Name Coober Pedy leitet sich ab von einem Ausdruck der Ureinwohner, der übersetzt soviel heißt wie „weißer Mann in einem Loch“.

John McDouall Stuart – einer der erfolgreichsten europäischen Entdecker Australiens – erreichte als erster auf einer Expedition die Region von Coober Pedy 1858. Während einer Goldexpedition 1915 kam James Hutchison durch diese Gegend und suchte nach Wasser. Dabei entdeckte sein Sohn Will opalführende Schichten. Obwohl der Fund auf großes Interesse traf, war das Problem das fehlende Wasser. 1919 begann der opal rush, in dem Jahr gab es Wasser durch Regenfälle. Erste Arbeiter der Eisenbahnlinie, streikende Bergleute und Soldaten ließen sich nieder und suchten nach Opalen. 

1922 beschloss die Regierung einen Unterwassertank mit einem Fassungsvermögen von 500 000 Gallonen (ca. 2 Millionen Liter) zu bauen. Leider war der Tank unzuverlässig: Erst dauerte es mehrere Jahre bis der Tank so gefüllt war, dass er genutzt werden konnte, dann waren die Wasserressourcen rationiert, weil das erwartete Auffüllen durch Regen ausblieb. Heute wird ca. 25 km entfernt aus einer artesischen Quelle aus 60 m Tiefe salzhaltiges Wasser gefördert und entsalzt. Die Einwohnerzahl stieg enorm durch die Mechanisierung und billigen Diesel in den 60er, 70er und 80er Jahren an. Die meisten und größten Opale der Welt wurden hier gefunden, sodass Coober Pedy sich „Opal Capital of the World“ nennt. 

Um der unerbittlichen Sonneneinstrahlung zu entgehen, gruben die Bewohner sich Dugouts (Untergrundwohnungen). In diesen herrscht eine gleichbleibende Temperatur von 19°C – 24°C, sodass teure Klimaanlagen im Sommer und eine Heizung im Winter nicht nötig sind. Zunächst wurden die Untergrundwohnung per Hand in das Gestein getrieben, später ging es mit elektrischen Tunnelbaumaschinen leichter. Noch heute leben ca. 50 Prozent der Einwohner in den Dugouts. 

Opale werden auch heute noch in Coober Pedy gefunden. Das System, wie der Abbau funktioniert hat sich bis auf den Diesel- und Elektroantrieb einiger Maschinen nicht wesentlich verändert. Hier ist der Wilde Westen noch lebendig: Wenn man heute an eine Minenstadt denkt, denkt man an Bergbau, Bergleute mit professionellem Gerät, Minengesellschaften, die das ganze organisieren, wie z.B. die Erschließung des Gebiets, die Bezahlung der Bergleute, Arbeitsschutz und Sicherheitsvorrichtungen etc. Weit gefehlt!

Eine Minengesellschaft gibt es, die die „Landrechte an Jedermann“, eine sogenannte „Precious Stone Prospecting Permit“ an alle, die es sich leisten können, vergibt.  Man kann je nach eigenem geplanten Einsatz eine Erlaubnis für ein Jahr für ein Feld entweder der Größe 50 mal 50 Meter oder 50 mal 100 Meter erhalten. Dann sucht man nach Opalen. Man nimmt dazu Probebohrungen vor um herauszufinden, wo es sich lohnen könnte in größerem Umfang zu graben. Die opalführenden Schichten sind zwischen Bodennähe und maximal 30 Meter Tiefe zu finden. Hat man eine Schicht gefunden, gräbt man einen Tunnel entlang um die Opale abzubauen. Heute werden dafür Maschinen genutzt, die man aber nicht gestellt bekommt oder kaufen kann. Jeder „baut und zimmert“ sich seine Drilling- and Tunnelingmachinen selber zusammen. Das beste Gerät um Opale zu fördern scheint der sogenannt Blower zu sein. Diese Geräte, meist auf einen Truck oder Pickup montiert, prägen das Stadtbild Coober Pedys. Blower funktionieren in etwa wie Vakuum-Cleaner. Das lockere Gestein aus dem Schacht oder dem Tunnel wird angesaugt und in einen Behälter nach oben gefördert und anschließend auf einen Haufen geschüttet. Dieser Haufen wird dann per Hand nach Opalen durchsucht. Besser ausgestattete Miner haben direkt unter dem Blower ein Förderband, dass das ausgegrabene Gestein in eine Dunkelkammer mit Schwarzlicht transportiert. Hier können dann die Opale erkannt und heraus gesammelt werden. Der Rest wird auf einen Haufen geschüttet. Aufgrund dieser Techniken besteht das hauptsächliche Bild von Coober Pedy aus kleinen und großen Abraumhalden und daneben von der Seite meist unsichtbar ebenso vielen Schächten. Geschätzt gibt es etwa 1,5 Millionen offene, ungesicherte Schächte, was erklärt, dass der unbefugte Zugang streng verboten ist. George bemerkte, man solle sich nur mit einem Menschen, dem man WIRKLICH traut, in dieses Gebiet begeben. 

Ein gutes Einkommen für Leute, die nicht im Untergrund arbeiten wollen oder können (sie wurden „a wet noodle“ genannt) ist das Noodeling. Diese Menschen durchsuchen die Abraumhalden nach Opalstücken (nodules). Am besten geht das durch anlecken, dann sieht man die Opale leuchten. Heute ist das auch eine Attraktion und Beschäftigung für Touristen. Wir haben uns nicht durch den Wüstenstaub geleckt, sondern einfach eine Wassersprühflasche benutzt – ein Tipp von unserem Guide George. Tatsächlich haben wir kleine Opalstücke gefunden und tja, was soll ich sagen, es macht schon ein bisschen süchtig…und wir konnten den rush etwas mehr nachvollziehen.

Kleine Painted Hills – die Breakaways

Nach unserer Tour durch, rundum und unter Coober Pedy haben wir uns zunächst im Pool, installiert in einem alten Wassertank, abgekühlt und sind dann in den 32 km nördlich von Coober Pedy liegenden Kanku-Breakaways Conservation Park aufgebrochen. Er besteht aus flachen bunten Bergen, die geologisch betrachtet einst von der nahen Stuart Range abgebrochen sind, daher auch der Name „The Breakaways“.


Der Weg aus dem Park heraus führte uns durch eine beinahe leere Landschaft, was ihr den Namen Moonfield und einige Science Fiction Produzenten angelockt hat. So ist hier neben vielen anderen für die Filme Pitch Black und Red Planet gedreht worden.

Der mitten durch die Ödnis verlaufende „Dog Fence“ ist mit 5614 km das längste Bauwerk der Menschheit. Gebaut 1880 bis 1885 ist er 1,80m hoch und besteht aus engen Maschen. Rechts und links des Zauns sind jeweils 5 m von großen Steinen und Bäumen befreit. Die durch den Zaun führende Straßen sind regelmäßig mit einem Soundsystem ausgerüstet, das bei Berühren des zu überfahrenden Gitters ein grelles Geräusch verursacht. Der Zaun soll Dingos aus den großen Gebieten Fernhalten in denen der Schafszucht betrieben wird und wird heute noch regelmäßig gewartet. Zusätzlich wird die Dingopopulation im Vorfeld des Zauns mit Giftködern und gezielten Abschüssen klein gehalten. Der Dingo hat im Ökosystem Australiens allerdings eine wichtige Rolle, die dadurch gestört wird. Das führt inzwischen zu einer kritischeren Haltung in der Gesellschaft den Maßnahmen gegenüber.

Anschließend gab es leckeres Fish and Chips im RSL-Club Coober Pedy, natürlich auch ein Tipp von George! Im „Returned and Services League“ – Club, gegründet 1938, vereinigen sich ehemalige und aktuelle Servicekräfte aus Militär, Feuerwehr, Polizei und medizinischen Diensten. Der Club in Coober Pedy ist sonntags ein beliebter Treffpunkt zum Essen und Erzählen. Wir fühlten uns als Gäste herzlich Willkommen.  

Australia‘s Space Age

Unser Weg zurück an die Küste führte uns auf dem Stuart Highway am Lake Hart vorbei nach Woomera. Mitten im Outback liegt der Salzsee und die quadratisch aufgebaute Stadt Woomera. Beide Orte dienten seit kurz nach dem zweiten Weltkrieg der Entwicklung und dem Test von Raketen, Marschflugkörpern und Satelliten. Erste Ideen dazu wurden aus Großbritannien an die australischen Streitkräfte herangetragen um eine atomar bestückbare Abwehrrakete zu testen, die dann an den Küsten rund um Großbritannien stationiert werden sollte. Wir wir heute wissen ist dieser Plan nicht umgesetzt worden, der aus der damaligen Erfahrung mit deutschem Raketenbeschuss von London nur zu verständlich erschien. Raketen wurden jedoch weiter in Zusammenarbeit auch mit der USA getestet, da Australien über die größte (vermeintlich) leere Landfläche verfügt, über die die entsprechende Rakete auch wieder auf den Boden landen kann. Schließlich wurde der erste australische Satellit von hier aus ins Weltall geschossen. Die Abschussrampe stand auf dem harten Boden des Salzsees Lake Hart. 

Heute ist Woomera mit nur noch wenigen Soldaten ein großes Museum. Alle getesteten Flugkörper sind auf den Straßen und im eigentlichen Museum zu besichtigen. Spannend zu sehen ist insbesondere die Entwicklung der Technik, die zunächst noch mit Fernglas und Berechnung der Flugbahnen per Hand bedient wurde. Erst der Protest der überwiegend weiblichen angestellten Mitarbeiter führte zur Einführung erster Computer und dann auch zu der Aufnahme der Mitarbeiterinnen in die australische Armee. Die Infrastruktur von Woomera wird bis heute gut gepflegt. Daher konnten wir das auch hier fast leere Schwimmbad zur Abkühlung mitten im Outback geniessen.

Wir verlassen das Outback mit wunderschönen Eindrücken und überlegen den Explorers Way im Norden wieder aufzunehmen, was davon abhängt, wie schnell die von den Regenfällen der Wet Season zerstörten Straßen und Pisten wiederhergestellt sind.

Allzeit gute Reise!