Neueste Beiträge Kategorien
Archive

Da wir durch den Erwerb des „Tasmanian Passport“ nun „Honorary Citizen of Tasmania“ werden durften, werden wir uns also im Folgenden mit Tasmanien beschäftigen, das wir rund 2 Wochen lang erkundet haben. Durch den Titel „Approved Visitor“ haben wir natürlich einige sehr wichtige Privilegien erworben, aber auch einige Pflichten, denen wir mit diesem Artikel Rechnung tragen. „Tell all your friends what a great time you had.“

Nun haben wir also die 570 km lange Überfahrt durch die Bass Strait hinter uns gebracht und sind auf der Rundreise durch Tasmanien. Auf unserem letzten Campingplatz in Braemlea haben wir erste Ideen durch einen Deutschen bekommen, der vor einigen Jahren in Tasmanien gewohnt hat. Ich bin auf ihn aufmerksam geworden, da er mir in typischer deutscher Ausdrucksweise, aber auf Englisch erklärte, mein Handtuch auf der Wäscheleine umgehängt zu haben. So stand die Route dann auch bald fest. Vom Norden in die „Western Wilds“, dann ans Ende der Welt (geographisch betrachtet kurz vor der Antarktis) und dann an der Ostküste wieder Richtung Norden. Auch witzig, sagen zu können: „Australien liegt gerade im Norden von uns.“ Wir touren also gegen den Uhrzeigersinn durch Tasmanien. Aber Achtung! „The area of land to the north of Tasmania must at all times be referred to as the North Island. Anyone calling it the Mainland can expect a long term of internment of either the Port Arthur Penitentiary or on Sarah Island.“ Nun denn…

Der Nordwesten – Penguins

Unsere erste Station unweit des Fährhafens war Ulverstone, wo wir uns erstmal durch einen ausgedehnten Strandspaziergang und ein Bad im erstaunlich warmen Meer von der doch langen Überfahrt erholten. Die hübschen blauen auf den Strand gespülten Quallen wurden von den dort badenden Jugendlichen „blue bottle“ genannt. Man solle sie nicht berühren. Das hatten wir auch nicht vor und am Abend nach  dem Bad haben wir nachgelesen: es handelte sich um kleine Exemplare der Portugiesischen Galeere, einer Sorte, der man im Wasser nicht begegnen möchte. Also Glück gehabt, ich hätte schwören können diese Art von Quallen hätten eine rote Farbe. Zur Beruhigung: wir hatten Neopren an.

Abends bekamen wir direkt auf unserem Campingplatz (Apex Caravan Park – Picknick Point) Besuch von kleinen Pinguinen, die unmittelbar neben uns im Dickicht ihr Nest hatten. Sobald es dunkel wurde, kamen sie in Gruppen im bekannten Watschelgang den Strand hoch und trennten sich dann vor der Buschgrenze um einzeln zu ihren Nestern zu gelangen. Da ging dann ein Begrüßungslärm los, jeder einzelne Pinguin wurde nämlich von einem hungrigen Partner, der den ganzen Tag auf dem Nest saß, begrüßt. Die Pinguine waren den ganzen Tag unterwegs und haben etwa 60 km im Meer auf Nahrungssuche zurückgelegt. Die hier zu findende Art (Eudyptula minor) ist die kleinste Pinguinart, die nur hier und in Neuseeland anzutreffen ist. Sie sind gute Taucher, wiegen etwa ein Kilo und haben eine Lebenserwartung von etwa 7-9 Jahren. 

Little Pinguin – Begrüßung am Nest

Der nächste Tag führte uns dann auch weiter auf der Pinguinroute in einen Ort mit dem Namen Penguin. Die kleinen Pinguine waren offensichtlich auch hier zu Hause. Nicht nur die Stadt wurde nach ihnen benannt, sondern auch ein Bier, die Bücherei und auch die Bäckerei mit ausgesprochen leckeren Pies. 

In Schwarz gekleidet waren auch die Mädels eines Junggesellinnenabschiedes, die Ulli in die Jury für einen ihrer Contests holten. 

Cradle Mountain & Lake St. Clare Nationalparks –  The „Western Wilds“

Den üblichen Parkpass für die Nationalparks auf Tasmanien kann man schon auf der Fähre erwerben um dann direkt starten zu können. Wir sind nach unserem kurzen Zwischenstopp in Ulverstone als erstes in den Cradle Mountain Nationalpark gefahren.

Wenn man durch die Landschaften Tasmaniens fährt, kommt es einem so vor, als fährt man durch eine Spiellandschaft von „Siedler von Catan“. Jede Kurve, jede Biegung, jede Hügelkuppe und jedes Tal bringt einen in kürzester Zeit und auf wenigen Kilometern in neue Landschaften. Wiesen und Felder liegen dicht neben Eukalypthuswäldern, Abfahrten zu Stränden oder schroffen Gebirgswänden – gerade noch offene weite Landschaft mit Kuhherden, Getreidefeldern und Weinanbau, jetzt Durchfahrten durch dichte regenwaldähnliche Wälder mit Bergpässen, zum Teil bis ins Hochalpine und tiefen Schluchten. 

Nicht ohne Grund wird behauptet: „That if flattened out, Tasmania‘s land mass would make it larger than the North Island.“ Ob das so ganz stimmt, zweifle ich noch an, allerdings konnten wir beobachten, dass nicht eine Straße flach verläuft, sondern, dass man sich in einer ständigen Berg- und Talfahrt befindet. 

Im Cradle Mountain Nationalpark selber kann man nicht Campen, aber kurz vor dem Visitor Center haben wir uns im Wombat Way des Discovery Park eingemietet und konnten von dort aus mit dem Shuttlebus und zu Fuß auf zwei Wanderungen den Nationalpark erkunden und dabei so einige Wildtiere beobachten.

Wanderung eins führte uns in gut 3 Stunden rund um den Lake Dove. Wanderung zwei in einer Tagestour ab Ronny Creek über den Crater Lake zu Marions Lookout zum Lake Dove und zurück über den Lake Lilla zum Ronny Creek. Das war einiges an Kilometern und Höhenmetern, die Noah da mit uns zu erlaufen hatte. Der Weg war spannend durch seine abwechslungsreiche Landschaft durch Wiesen, an Flüssen und Wasserfällen und Seen entlang, steile Felswände mit Kletterhilfen hinauf und hinab. Dabei gab es noch Echidnas, Wollabys und Wombats zu entdecken. Funfact: Wombatpoo ist würfelförmig. Warum? Damit es den Berghang nicht hinabrollt und somit die strengen Reviergrenzen des Einzelgängers nicht verrutschen. 

Lake Dove Circuit

Marions Lookout via Crater Lake

Da wir auf Tasmanien sind und das nationale Wahrzeichen dieses Bundesstaates der Tasmanische Teufel ist, haben wir uns eine Fütterungstour durch das Sanctuary Devils@Cradle nicht entgehen lassen. Seit Mitte der 90er Jahre ist die Population an Tasmanischen Teufeln um 85 Prozent gesunken. Das liegt in erster Linie  daran, dass die Tiere an einem durch Speichel übertragbaren Krebs versterben und in zweiter Linie daran, dass sehr viele Tiere in der Dämmerung überfahren werden. Die Aufzuchtstation am Cradle Mountain ist eine von Vielen in Tasmanien und hat die Aufgabe, Tiere aufzusuchen, sie zu untersuchen und dann gesunde Tiere unterschiedlicher Regionen – durch Durchmischung mit dem Ziel eines gesunden und resistenten Genpols – zu vermehren und auszuwildern.

Die Fahrt an das Südende des Cradle Mountain Nationalpark – außen herum, hindurch kann man nur über den Overland-Track in 7 Tagen wandern (oder an einem Tag joggen) – führte uns an einer ehemaligen Gold-und Kupfermine bei Queenstown vorbei. Die Käufer der ersten Mine haben sehr schnell erkannt, dass nicht Gold, sondern Kupfer den wahren Schatz der Mine darstellt. Wie immer in Zeiten des Goldrausches waren die Sitten auch hier nicht zimperlich, was der Gegend den Namen „Western Wilds“ eingebracht hat. Auch heute ist es hier noch ziemlich unbesiedelt und man kann den Namen durchaus nachvollziehen. Im Übrigen gilt Tasmanien statistisch gesehen komplett als „remote“, womit in Australien menschenleere, abgelegene Orte bezeichnet werden. Wer also nach Australien auswandern möchte, kann das z.T. darüber erreichen, dass er in remote areas arbeitet. Ganz Tasmanien kommt damit in Frage.

Schließlich haben wir unser Lager am Lake St. Claire, wieder im Cradle Mountain Nationalpark, aufgeschlagen. Der See ist mit 170m der tiefste in Australien. Bei warmen Wetter lohnt es sich den Abend auf der Terrasse der Lake St. Caire Lodge zu verbringen. Es gab zum Dinner typisch australisch Baramundi mit Reis und Burger mit perfekt selbst gemachten French Fries. 

Das war Teil 1 unserer Tasmanienrundreise, in den nächsten Tagen veröffentlichen wir für euch noch 4 weitere Teile:

  • Tassie – Bruny: Insel im Süden mit den Abschnitten Bruny Island – „An island from an island from an island.“ und „Warum haben wir die Bootstour um Bruny Island nicht gemacht?“
  • Tassie – der Süden mit den Abschnitten „Hobart – „Liquid Sunshine“ und „Port Arthur Historic Site“
  • Tassie – die Ostküste: „Ben Lomond Nationalpark Watchover“ und „Swansea – Scones zum Hightea“
  • Tassie – der Nordosten „Bridestowe Lavender Farm – „belle vie“ mitten in Tasmanien“ und „Hawley Beach – Happy Australia! Happy Birthday Jule!“

Allzeit gute Reise!

PS: Apropos lecker Essen… Da wir immer wieder gefragt werden, wie wir so einkaufen und was wir essen, wenn wir so lange – oder auch nur kurz – unterwegs sind, entsteht gerade eine Seite über food on the road.