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Hobart – „Liquid Sunshine“

Das Wetter auf Tasmanien ist schon sehr speziell – Man schwankt ständig zwischen einem schlechten Nordseesommertag und tropischer Hitze. Kleidungstechnisch muss man alles parat haben um eben noch den Regenguss zu überstehen, dem Kaltwettereinbruch auf einem Berg zu trotzen, um danach direkt im Meer baden zu können.  Eine Regel galt immer: Der Wetterbericht stimmt nicht. Der Tasmanien Passport sagt dazu: „Rain will be called LIQUID SUNSHINE. Cold weather will be called REFRESHING. Bad Weather is RATHER INCLEMENT.“

In Hobart haben wir uns Zeit genommen um am Samstag Morgen über die Salamanca Markets zu spazieren und dabei einige lokale Leckereien zu probieren, lokales Handwerk zu bestaunen und das wuselige Marktgeschehen aus Verkaufsständen, unterschiedlichen Menschen, Gerüchen und Musik auf uns wirken zu lassen. Eben noch strahlender Sonnenschein, beschlossen wir den Tag mit einer Sightseeingtour mit einem „Hop on Hof off – Bus“ ausklingen zu lassen. Eben noch erwies sich der offene Doppeldeckerbus im Stil Londoner Sightseeingbusse als ein Glück, bis wir spontan von „liquid sunshine“ überrascht wurden und in den unteren Teil des Busses flüchten mussten. Hängen geblieben sind dennoch einige Stationen, die wir beim nächsten Besuch in Hobart mit etwas mehr Zeit noch näher erkunden würden: den Princess Garden – schöne Parkanlage mit Rosengarten und Kinderspielplätzen, Battery Point – kleine Geschäfte und Lokale in sehr pittoresker Umgebung, den Botanical Garden und die Female Factory – das ehemalige Frauengefängnis, wohin Sträflinge aus Großbritannien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert gebracht wurden. 

Insgesamt haben wir Hobart nur kurz besucht, erwähnenswert ist noch die Übernachtung auf den Hobart Showgrounds, aufgrund der einmaligen Kulisse. Dort wo sonst die Hobart Show im Oktober stattfindet und ein großes Messe- und Festivalgelände mit Landwirtschafts-, Kunstausstellung und Entertainment entsteht, stehen den Rest des Jahres auf verschiedenen Plätzen und Ebenen Motorhomes, Caravans, Trailer und Zelte. 

Port Arthur Historic Site

Da wir uns in Hobart gegen den Besuch der Female Factory entschieden hatten, haben wir auf unserem Weg nach Swansea einen Abstecher nach Port Arthur gemacht. „Tasmanians are very proud of their heritage. Most of their forebears were chosen by England‘s best judges.“ Wir fanden es wichtig uns auch mit diesem Aspekt der australischen Geschichte einmal näher zu widmen. 

Schon die Anfahrt nach Port Arthur zeigt einem, was es im 19. Jahrhundert bedeutet haben muss, hierher gebracht worden zu sein, hier inhaftiert zu sein und danach auf dieser Insel entlassen zu werden – oder trifft es „in der fremden Wildnis ausgesetzt“ besser? Noch heute liegt Port Arthur 30 km von jeglichem nächsten Dorf entfernt, von Hobart aus sind es knappe 100 Kilometer. Gar nicht vorstellbar, wie das früher gewesen sein muss, dort inhaftiert zu sein, aber auch dort zu leben und zu arbeiten. Denn es gab ja neben den Gefangenen auch Offizielle – samt ihrer Familien -, die den ganzen Gefängnisbetrieb kontrollierten und am Laufen hielten. So durchläuft man die große Anlage mit einer Rollenkarte, die man am Anfang zieht, entweder als Gefangener oder Offizieller und erfährt auf den Hinweistafeln im Visitor Center zunächst etwas über den biographischen Hintergrund und an verschiedenen Orten auf dem Gefängnisgelände etwas zu den Erlebnissen und Geschichten rund um diese Person.

Ulli und Noah durchquerten also als Sträflinge das Gelände, das im Grunde zweigeteilt ist, in die Gefängnisanlage und alle Gebäude, die für deren Betrieb notwendig waren – Garnison, Polizei, Krankenhaus – und das Gelände mit Wohn- und Versorgungsgebäuden für  für die Offiziellen. Ulli war Eisendieb und Noah wurde als Gentleman Butler Thomas Fleet für Pferdediebstahl verurteilt. Ich war einer der Offiziellen, George Wellard, der nach Schließung des Gefängnisses Pionierarbeit leistete und schließlich ein Bündel von Schlüsselpositionen, wie z.B. den General Store, die Post und einen ersten „Taxi“-dienst mit Kutschen innehatte.

Die Hafenrundfahrt, im Ticketpreis inbegriffen, führte vorbei an den ehemaligen Werften, in denen die Sträflinge im Arbeitsdienst Schiffe bauten, die dann an Kaufleute aus England verkauft wurden und einer Insel, die für die Bestattung der Toten genutzt wurde.

Eine spannende Begegnung hatten wir dann noch auf dem Parkplatz, als wir die @thetruckinghills trafen, die den „kleinen Bruder“ unseres Juggernauts fahren (siehe auch @thealcalloughbys und @family_with_love_for_travel). Schnell stellte sich ein „Truckietalk“ über die Features der einzelnen Mobile, die Routen und Erlebnisse ein. Bisher haben wir uns mit dem Namen Juggernaut, der von den Vorbesitzern für das Motorhome ausgewählt worden ist, noch etwas schwer getan. Nach der Tour zum Ben Lomond Watchover allerdings kommen wir der ursprünglichen Übersetzung, so wie wir sie nachgelesen haben, aber tatsächlich nahe. 

Meet & Greet @thetruckinghills und @family_with_love_for_travel

Allzeit gute Reise!