Wer italienisches Flair schon unweit des Bodensees verspüren möchte, der reise ins Tessin nach Bellinzona. Das man hier noch in der Schweiz ist, meint man angesichts der Landschaft, der Architektur, des Klimas und der Sprache nicht.
3 Burgen in Bellinzona – #UnescoweltKULTURerbe aus dem Mittelalter: Castelgrande, Castello di Sasso Corbaro, Castello di Montebello
Die niedliche Altstadt von Bellinzona wird dominiert von 3 Burgen, die seit 2000 zum Unescoweltkulturerbe gehören, da sie ein bedeutender Zeuge für mittelalterliche Wehranlagen im Alpenraum sind. Alle drei Burgen wurden ursprünglich von der Mailänder Herrschaft errichtet um das Tal abzuriegeln und die Handelsströme aus dem Norden und insbesondere von den Schweizer Eidgenossen abzufangen und zu kontrollieren. Bis sich im Jahr 1503 die Verhältnisse umkehrten und Bellinzona sich unter die Schweizer Herrschaft stellte und diese nun ihrerseits den Warenverkehr aus dem Süden kontrollierten. Wir haben uns für die Besichtigung einer Burg samt Wehranlage entschieden, dem Castelgrande. Hier war seit 1503 der Sitz der eidgenössischen Landvögte zunächst von Uri, später von Schwyz.
Das unterste, auf einem kleinen Hügel gelegene Castelgrande ist über kleine Gässchen (oder den Aufzug, den wir leider verpasst haben) aus der Altstadt erreichbar. In der Burg erzählt eine Ausstellung über die Besiedlungsgeschichte Bellinzonas seit der Altsteinzeit. Einen guten Blick auf die zwei anderen Burgen hatten wir nach der Besteigung des Wehrturms. Die mittlere Burg ist das Montebello und ganz oben am Hang liegt Sasso Corbaro.
Außerdem konnten wir einen kleinen Erkundungsgangsspaziergang über das weitläufige Burggelände bis zur Murata machen. Die doppeletagige Wehrmauer verbindet auch heute noch das Castelgrande mit dem Fluss Ticino. Früher riegelte sie somit das Tal ab.
Prähistorische Funde am San Giorgio – #UnescoweltNATURerbe: 239 Millionen Jahre alte Funde auf dem „Berg der Saurier“
Als wir Meride erreichten, verriet uns nichts, dass in diesem verschlafenen Örtchen am Hang des San Giorgio weltbewegende prähistorische Funde gemacht wurden, die den Monte San Giorgio als „Berg der Saurier“ berühmt gemacht hat. Im Gegenteil, wir fanden sofort einen Parkplatz, von Touristenströmen keine Spur. Dabei geht es um 239 Millionen alte Funde von den ersten Bewohnern dieses Planeten und unseren lebendigen Urururururahnen. Ein bescheidener kleiner Wegweiser führt uns in eine schmale Gasse, fast wären wir am Museo dei fossili del Monte San Giorgio (Fossilienmuseum) vorbeigelaufen. Hinter den Türen verbergen sich aber dann die im wahrsten Sinne des Wortes steinalten Funde aus der mittleren Trias. Im Schiefergestein des Monte San Giorgio wurden terrestrische und maritime Überreste von Lebewesen der Urzeit gefunden und im Positiv herauspräpariert um sie zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 1850 sind Wissenschaftler aus der Schweiz und Italien mit der Untersuchung beschäftigt. Zumeist handelt es sich dabei um Reptilien, Fische, Conodenten, Molusken, Radiolare, Insekten oder Landpflanzen, die durch den Druck von mehreren Metern abgelagertem Sedimentgestein der Lagune des Thethysmeeres, die dieses Gebiet einst bildete, zu Stein geworden sind.
Zum UNESCO-Naturerbe wurden die Fossilien im Jahr 2003 für die Schweiz und 2010 für Italien aufgrund ihrer einzigartigen Erhaltungsweise und Vielfalt erklärt.
Den Flair Italienisch-Schweizer Städte haben wir in Locarno, das intensiv in den Vorbereitungen auf die Filmfestspiele war, und in Ascona mit leckerem Essen und Stadtbummel durch die Altstadtgässchen und an den Yachthäfen des Lago Maggiore vorbei, auf uns wirken lassen.
Wir melden uns wieder aus Italien mit einem Abstecher zum Unescoweltkulturerbe Cinque Terre.
Allzeit gute Reise!
Eure