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Nachdem wir ein paar brütend heiße Tage am Bodensee genossen und einfach im Strandbad bei Wasserburg den Tag verbracht haben – Noah mit seiner Oma am dortigen Wasserspielplatz (4 von 4 Sternen dafür!) und wir zwischen Baden im See und Pool, starteten wir Richtung Schweiz.

Vaduz – Mikrostaat Lichtenstein

In der Schweiz ist der Weg das Ziel, mit dem Wohnwagen erlaubten 80 km/h die Berge hinauf und hinunter, lässt viel Zeit zum Betrachten der Landschaft und zum Reiseführer studieren. Abwechslungen sind Willkommen und als wir an Liechtenstein vorbeifuhren, beschlossen wir kurzerhand eine Pause in Vaduz einzulegen. Wir flanierten einmal die Hauptstraße entlang. Dicht beieinander an einer gelben Klinkersteinstrasse liegt hier das Parlament, das Rathaus und oberhalb das Schloss als Regierungssitz des amtierenden Fürsten. 

Ein kleiner Spaziergang vom Stadion aus führte zur alten Rheinbrücke Vaduz-Sevelen. Sie verbindet damit Lichtenstein mit der Schweiz. Seit 1870/71 ersetzte die Brücke den Waren- und Personentransport per Rheinfähre. Bis 1975 war die 5 m Breite und 135 m lange Brücke auch noch für den motorisierten Verkehr befahrbar. Heute ist sie als Personen- und Radbrücke Zeuge als letzte erhaltene Holzbrücke, die den Alpenrhein überquert

Thusis – Kanton Graubünden/Schweiz

Am Nachmittag erreichten wir Thusis, das uns in der Schweiz als Ausgangspunkt diente die Viamala Schlucht zu erkunden, die angrenzenden Alpenpässe in einem Rundkurs zu überwinden und ein Teilstück der Rhätischen Bahn, das zum UNESCO-Welterbe gehört, zu befahren.

Viamala – schlechter Weg

Die Viamala Schlucht ist ein beeindruckender tiefer Einschnitt im Gebirge auf dem Weg von Chur zu den Alpenpässen Splügen und San Bernardino. Der Weg durch die Schlucht verband schon seit den Römern die Handelszentren im Norden der Alpen mit denen im Süden. Daher bildete sich hier auch das Transportwesen für Güter von Thusis über Splügen nach Chiavenna aus. Die Saumwege waren zwischen vier Unternehmen (Porten) aufgeteilt – die Porten transportierten die Waren über den 8 km langen Schluchtweg abschnittsweise mit zwischenzeitlichem Umladen. Das war sehr arbeits- und zeitintensiv. Daher wurde schon immer über bauliche Alternativen und Alternativrouten zum Schluchtweg nachgedacht. Abgelöst wurde die körperlich schwere Arbeit der Säumer die über Galeriewege und Holzbrücken unterwegs waren durch mehrere Bauprojekte. Die steinerne Wildenerbrücke von 1739 überquerte den Hinterrhein an einem steilen Wegstück parallel zur heutigen Premolibrücke von 1935, die heute befahren wird, die heutige Kunststrasse über den San Bernardino wurde 1821 fertiggestellt, seit 1967 umfährt die Autobahn 13 die engsten Stellen durch zwei Tunnel.

Den wildromantischen Zauber der Viamala haben viele Literaten des 18. und 19. Jahrhunderts eingefangen. Wir haben die Faszination beim Abstieg in die Schlucht nachvollzogen. Da heute nur noch ein Bruchteil des Wassers des Hinterrheins durch die Schlucht geleitet wird wie vor 200 Jahren (0,6 – 1,2 m3 zu 40 – 70 m3), muss sich den Pioniertouristen wie Goethe noch ein ganz anderes wilderes Bild gezeigt haben. Auf dem Abstieg über 359 Stufen vom Besucherzentrum aus  bleiben die Auswaschungen im Gestein wie Straße Strudeltöpfe, bis zu 300 m hohe Felswände, Galeriegänge ähnlich den römischen Wegen durch die Schlucht und die Farbspiele des Wasser, wenn es Weiß brausend über Steinstufen sprudelt und dann wieder ganz ruhig Türkis in tieferen Becken dahinfließt.

Alpenpässe Graubündens – jahrtausendealte Handelswege

Einen anderen Einblick in die Geschichte der Alpenüberquerungen haben wir auf einer Rundtour über den Splügen-, Maloja- und Julierpass genommen. 

Der Splügenpass verbindet Thusis mit Chiavenna, also das Hinterrheintal mit der Lombardei. Über den Malojapass erreicht man von Chiavenna St. Moritz im Engadin. Der Julierpass schafft eine Verbindung von St. Moritz zurück nach Thusis. Auf der Fahrt über die engen Kehren hinauf auf die Pässe säumen immer wieder gerade im alpinen Bereich unzählige Blumen in allen Farben den Straßenrand. Während ich Chiavenna sehr einladend fand durch die Strässchen zu bummeln und ein Eis zu essen, fand ich St. Moritz doch sehr high-class-touristisch verbaut und kühl. Für mich fanden sich hier keine Anziehungspunkte wiederzukommen und das sage ich obwohl ich ein absoluter Wintersportfan bin. 

Rhätische Bahn zwischen Chur und Tirano: # 10 Jahre Unescowelterbe RhB

Noch einmal über die Alpenpässe, diesmal allerdings per Bahn führte uns unser Ausflug ins Unescowelterbe Rhätische Bahn. Die Albulalinie von Thusis nach St. Moritz und die Berninalinie von St. Moritz nach Tirano  gehören wegen ihrer Streckenführung und der Bauten seit 2008 zum UNESCO-Welterbe. 

Wir haben uns für eine 1 1/2 Stündige Tour von Tiefencastel nach Poschiavo entschieden um zu schauen, wie lange Noahs Geduld beim Bahnfahren reicht. Auf dem Hinweg haben wir auf den Berninaexpress verzichtet und sind mit einem normalen Linienzug gefahren. Der Vorteil war, dass man in den Abteilen die Fenster herunter lassen und die Nase in den Fahrtwind stecken konnte. Insbesondere Noah hat die Fahrt richtig genossen und Spaß am Zug fahren gefunden. 

Neben den atemberaubenden Ausblicken und imponierenden Brücken und Tunneln konnten wir so auch eine Nase voll spannender Gerüche der Hochgebirgswelt einatmen. Neben dem gefühlt ständigen Wechsel der Fahrtrichtung, wenn sich der Zug durch die Tunnel in die Höhe Richtung Albulapass schraubt und das Tal mal rechts, mal links vor den Fenstern auftaucht, ist auf der Albulalinie das Highlight der Strecke das Landwasserviadukt. Auf der Berninalinie ist es die Fahrt durch das Hochalpin mit Ausblicken auf die Gebirgswelt samt Gletschern, der Bahnhof Ospizio Bernina mit 2253 m. ü. NN am Lago Bianco und das einzige Restaurant mit nur Bahnanschluss in Alp Grüm sowie die von atemberaubenden Ausblicken geprägte Fahrt hinab nach Poschiavo.

Nach einem kurzen Spaziergang durch Poschiavo und einem leckeren Eis ging es zurück mit dem Berninaexpress nach Thusis und von dort aus am nächsten Tag ins Tessin. Von dort berichte ich dann beim nächsten mal. Zu Lesen gibt es spannendes von den UNESCO-Welterben in Bellinzona und am Monte San Giorgio sowie den Lago Maggiore-Städten Ascona und Locarno.

Bis dahin allzeit gute Reise!

Eure