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Seit Wochen wird in Western Australia und insbesondere in Exmouth von nichts begeisterter berichtet, als von der totalen Sonnenfinsternis am 20.04.2023 um 11.29Uhr (UT 03.29Uhr), die nur an wenigen Orten der Welt vom Land aus gesehen werden kann. Exmouth hat dazu ein Festivalgelände errichtet, ein paar Kilometer im Süden und damit exakt und Sekunden genau auf der Bahn der Eclipse liegend. Es gibt ein Eclipse-Konzert, einen Eclipse-Talk mit Astronomen, Eclipse- Breakfast, Eclipse-Lunch, Eclipse-Poolparty,  Sun-Dance etc. erc. Zu kaufen gibt es Eclipse-Aufkleber, Eclipse-T-Shirt, Eclipse-Badetücher, Eclipse-Postkarten, Eclipse-Briefmarken und auch das Lieblingssouvenier der Australier, einen Eclipse-Stubbi*halter. Insgesamt wenden bis zu 50.000 Menschen erwartet, in einer Gegend, in der etwa 2000 Leute leben. Die Straßen werden freundlich kontrolliert, der Zugang zu den Campingplätzen und zum Cape Range Nationalpark geregelt. 

Und wir sind per Zufall, die Buchung ist Monate her, mitten drin. Und zwar auf dem Korrajon Campground im Nationalpark mit gerade mal 23 Plätzen. Da viele Australier die Schattenplätze ihres Caravans bevorzugen, ist der Privatstrand am Riff quasi mit gebucht. Unser Platz liegt auf der Linie, die die Sonnenfinsternis 53 Sekunden zeigt, beinahe Highscore. Wir haben uns für ein paar Tage mit Essen, Wasser und Benzin eingedeckt, sodass wir vom Trubel nicht viel mitbekommen und die Eclipse einfach genießen können.

Sonnenfinsternisse an sich sind gar nicht so selten. Wenn man also Fan ist und Reise freudig, kann man im Leben einige sehen. Betrachtet man das allerdings aus einer lokaleren Sicht, zum Beispiel von Deutschland aus, hat vielleicht Noah die Chance in etwa 80 Jahren eine weitere totale Finsternis zu sehen. Die letzte war in Deutschland 1999. Ich habe sie damals im Juni vom Balkon der Klinik aus verfolgt.

Wir begannen unseren Tag mit einem ausgedehnten „Eclipsefrühstück“, bevor wir auf unseren Beobachtungsposten auf der Düne mit Blick auf die Cape Range auf der einen Seite und Blick auf das Ningaloo Reef auf der anderen Seite umzogen. Hier wurde es mit zunehmender Bedeckung der Sonne merklich kühler, der Wind ließ deutlich nach und in den letzten Minuten wurde es immer dunkler. Solange die Sonne noch nicht komplett bedeckt war, benötigten wir die im Supermarkt gekauften Spezialbrillen, da ansonsten aufgrund der Helligkeit der Sonne nichts zu sehen war, vom medizinischen Aspekt einmal abgesehen. Das änderte sich in den 53 Sekunden der totalen Abdeckung. Wir waren überrascht den fertigen Lichtkranz mit bloßem Auge sehen zu können. Auf der Düne war es, unterbrochen durch ein paar Jubelschreie wie zu Sylvester, absolut ruhig, als wenn das Leben kurz unterbrochen wäre. Mit der Bewegung des Mondes aus der Sonne heraus wurde es dann wieder rasch hell und warm.

Allzeit gute Reise!

*Stubbi: thüringisch für kleine Bierflasche