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Was wäre uns nur entgangen, wenn wir die Mammutstrecke nach Südwesten über Tom Price aus dem Karijini Nationalpark hinaus genommen hätten! Point Samson, Dampier und Karratha sowie Onslow, die Küstenstädte der Central Pilbara Coast.
Dann hätten wir die Anfahrt nach Point Samson über Roebourne mit seinen alten Natursteinhäusern verpasst, der uns gedanklich ins England des 19. Jahrhundert versetzt hat.

Hätten wir nicht in Dampier Lorraine, die Besitzerin des Minicamping direkt am Pier, getroffen, hätten wir jetzt nicht einen neuen Ohrwurm für unsere Australienplaylist. „Way out West“ aus dem Film „Red Dog“. Den wir übrigens dann auch nicht gesehen hätten, wenn Lorraine ihn uns direkt beim Check In nicht quasi aufgedrängt hätte. Und wir wären auch nicht beim Visitor Center des Shelf Gas Projektes gewesen und in der Bibliothek und hätten dann auch nichts von Sams Island und Sams Traum auf einer kleinen Insel vor Dampier zu leben erfahren (Sam: Man braucht nicht viel um seinen Traum zu verwirklichen. Ich habe mir meinen Traum verwirklicht, frei zu leben ohne den Takt der Zeit). Ganz abgesehen von den ältesten Felsmalereien der Welt in der Deep Gorge. Und zu guter Letzt hätten wir die Geisterstadt Cossack und in Onslow einen bezaubernden Sonnenaufgang verpasst.

Somit sind unsere Erinnerungen um einige spannende Eindrücke und Erlebnisse reicher geworden:

In Dampier schloss sich zunächst der Kreis zum Thema Eisenerzförderung, der in Tom Price mit unserem Minenbesuch bei Rio Tinto begonnen hatte. Am Ortseingang quert man eine Brücke unter der die schier endlosen Züge mit dem Pilbara Blend (Eisenerzmischung aus den Rio Tinto -Minen der Pilbara) einrollen um im Hafen auf Schiffe verladen zu werden. Da die Züge mehrere Kilometer lang sind, werden diese von einer Lock Zentimeter für Zentimeter zur Entladestation geschoben. Dort werden dann immer zwei Wagen gekippt und entladen. Nach gut 1- 1 1/2 Stunden sind die Wagen leer und treten die 300 km lange Fahrt zurück nach Tom Price an. Inzwischen haben wir von einem Controller erfahren, dass der ganze Transportweg von Perth aus automatisiert gesteuert wird.

In Richtung der Deep Gorge erscheint am Horizont weithin gut sichtbar die Flamme des Shelf Gas Projekt. Vor der Küste Dampiers wird Erdgas gefördert und anschließend durch ein kompliziertes Verfahren, bei dem das Gas auf Minus 160°C abgekühlt wird, verflüssigt. So lässt es sich in Tanks speichern und in eine Pipeline nach Perth einspeisen oder in speziellen Tankern exportieren. Die Flamme entsteht durch das Abbrennen von Gas um die Pipeline zu leeren und zum anderen um Rückstände und Abfallprodukte zu entsorgen.

Den Nachmittag verbrachten wir dann mit einer kleinen Wanderung durch die Deep Gorge. Die Hügel, die die kleinen Täler formen, gleichen Schutthaufen mit einer Mischung aus großen groben und kleineren Gesteinsbrocken. In der Vielzahl an Flächen, die sich bei diesem Gesteinshaufen ergeben, sind wir auf die Suche nach den ältesten rock engravings der Welt gegangen. Wir sind fündig geworden: Neben Waffen-, Tier- und Fährtendarstellungen, gab es Figuren, die Menschen ähnelten. Auf dem Rückweg gab es dann auch noch unsere erste Kängurubegegnung für diesen Urlaub in freier Wildbahn! Wäre auch ein Wunder gewesen, wenn nicht, da das Schild an der Hauptstrasse in Dampier schon den „Kangaroo Hazard“ prophezeite.

Den Abend haben wir mit dem Film „Red Dog“ ausklingen lassen. Der Film lässt einen das spezielle „Pilbarafeeling“ nachspüren – jetzt wissen wir, wie schwer es war, hier in den 1970er Jahren zu wohnen, Siedlungsstrukturen aufzubauen und Eisenerz zu fördern. Jetzt wissen wir auch, wie wichtig es war zusammenzuhalten um in diesem Land zu überleben und warum die Menschen hier so Stolz auf ihre Miene, ihre Städte, ihre kaum 2 Jahrhunderte zurückreichende Geschichte sind.

?„Way out west, where the rain don’t fall. Got a job with the company, digging for ore. Just to make some change, living and a’working on the land.“

Vermittelt wird das alles anhand einer wahren Begebenheit der 1970er Jahre: Der Film handelt von Red Dog, einem Hund, der immer wieder verschiedene Herrchen aussuchte und der vermutlich auf der Suche nach einem verstorbenen Herrchen quer durch die Pilbara reiste, was ihm den Beinamen Pilbarawanderer einbrachte. Er war so beliebt bei den Arbeitern von Hamersley Iron in Dampier, dass er die Mitgliedschaft im Dampier (Sail- and Social-) Club, in der Metal Trades Union, eine Essenskarte für die Mensa von Hamersley Iron (dem Vorläuferunternehmen von Rio Tinto) sowie ein Bankkonto bei der Walesbank erhielt. Amüsant die Aussies! Seit dem hat sich ein Kult rund um Red Dog gebildet. Nach seinem Tod 1979 wurde in Dampier eine Statue errichtet. Und der Kult wird weiter gepflegt. Geschichten und Anekdoten rund um Red Dog wurden in mehreren Büchern niedergeschrieben und 2011 kam der gleichnamige Film in die australischen Kinos.

Unsere letzte Nacht zwischen Karijini Nationalpark und Exmouth verbrachten wir in Onslow, wiederum einem kleinen Küstenstädtchen. Hier bestaunten wir, pünktlich von Noah geweckt, um 6.02 Uhr den Sonnenaufgang durch das ANZAC-Memorial (Australien and New Zeeland Army Corps), dass mit seiner Inschrift „We will remember them“ an alle Soldaten erinnert, die für Australien in einen Kampf gezogen sind.
So früh auf den Beinen und durch die Meeresbrise erfrischt, waren wir schon um 8 Uhr auf dem Highway in Richtung Exmouth und unserer Unescowelterbestätte Nummer 4, dem Ningaloo Reef, unterwegs.

Allzeit gute Reise!
Eure