Ein Flug nach Australien ist anders – anders als ein Flug nach London oder auf die Balearen. Im Gegensatz zu den Flügen innerhalb Europas hört er nicht auf. 20 Stunden und 15 Minuten reine Flugzeit sind beim Einsteigen in Düsseldorf nur schwer überschaubar. Daher sind wir trotz mulmigem Gefühl auch ganz anders an den Flug heran gegangen.
Ein langes Vorausbuchen und ein gutes Angebot zu einem Flug in der halb leeren Business Class waren sehr hilfreich. Wir konnten uns einrichten. Einrichten auf eine schneller laufende Zeit mit zwei Nächten und einem auf wenige Stunden verkürztem Tag. Ein Abendessen relativ kurz nach dem Frühstück fühlt sich schon besonders an, auch wenn es exzellent geschmeckt hat. Einrichten auf die Geräusche im Flugzeug, das leise Surren der Motoren, das lautere Rauschen der Klimaanlage und das manchmal noch lautere Schnarchen zweier Profiflieger im Rentenalter direkt vor uns. Beim letzteren Geräusch kam mit dem Unverständnis über den durchgehend flimmernden Fernseher dann doch etwas Neid auf. Wir haben trotz bester Beinfreiheit nur kurze wirkliche Schlafphasen gehabt.
Unser Baby hat vermutlich eine ganz andere Wirklichkeit erlebt. Nachdem er sich mit dem gesamten Kabinenpersonal bekannt gemacht und bereits in Düsseldorf gut zu Abend gegessen hat, ist er in seinem Bassinet rasch eingeschlafen und war überrascht in Dubai aussteigen zu müssen. Nach unseren nicht so guten Erfahrungen auf dem Flug nach Sardinien haben wir ihm in der letzten halben Stunde des Sinkfluges immer wieder etwas zu trinken angeboten, sodass er keine Probleme mit seinen Ohren bekam.
Den Stop in Dubai haben wir zum Duschen, Frühstücken und Ruhen genutzt. Noah wurde durch ein kleines Mädchen einer indischen Familie bestens unterhalten, sehr zu meinem Leidwesen, weil der Vater hustete, als wenn er sich gerade nach der Inkubationszeit einer ausgewachsenen Grippe befand. Noah habe ich anschließend die Hände gewaschen, die vermeindlichen Viren auf dem gemeinsam genutzten Spielzeug habe ich ihrem und meinem Schicksal überlassen. Noah schien ganz verliebt und hat dann wieder ein Nickerchen gemacht. Auf dem zweiten Flug ging es ähnlich weiter essen, spielen, schlafen waren Noahs Hauptaufgaben und haben seine Zeit gut gefüllt und vergehen lassen. Jule und ich haben uns diesem Rhythmus angepasst und sind schließlich stressfrei, aber müde in Sydney angekommen.
Da Noah topfit war, sind wir mit seinem Lächeln rasch durch alle Kontrollen durchgekommen. Die können, was bestimmte Mitbringsel angeht, auch ziemlich genau ausfallen. Noahs Lächeln hat einen der autorisierten Kontrolleure, die vor den eigentlichen Kontrollen schon am Gepäckband in der Menge herumlaufen, vermutlich um von ihnen ausgesuchten Personen die Einreise zu erleichtern, magisch angezogen. Jule hat ebenfalls ihr bestes Lächeln gegeben, ich wusste gar nicht, dass man ihr das Flunkern so wenig ansieht. Nein, wir hatten keinerlei Medikamente und ausser ein paar Babygläschen, die wir auch brav vorgezeigt haben, auch keine Packungen mit Getreideprodukten dabei. Wir haben die Stempel auf der Einreisekarte und ein paar nette Worte bekommen und konnten weiter ziehen. Die Haupthürde war am Flughafen morgens um 6 Uhr das Band für Sperrgepäck, zu dem der aufgegebene Buggy zählte. Drei Leute waren damit beschäftigt aufgeregte Mütter und Väter, die schreienden Kinder auf dem Arm hatten, dazu zu bewegen sich nicht in die ausgewiesene und virtuell erweiterte Staff only – Zone zu begeben. Gefühlt kam alle 5 Minuten mal ein Gepäckstück an. Unser Buggy bewegte sich freundlicher Weise ziemlich am Anfang.
Der rasch gefundene Fahrer unseres Taxis erwies sich als ausgemachter Fussballfan, sodass es neben einer kleinen Stadtführung bis Bondi Beach keinen Mangel an Gesprächsstoff gab. Das Gastgeberehepaar unserer Airbnb – Unterkunft hat sich schon im Chat als sehr freundlich gezeigt. So wurden wir von Camille und ihrer Tochter herzlich empfangen und mit ersten Tipps gegen den Jetlag versorgt. Duschen, Bewegung, Sonne und nicht schlafen waren gute Rezepte. Bondi Beach, der bekannteste Strand Sydneys direkt um die Ecke. Es ging prima, bis die Sonne unterging. Das ist hier ziemlich zeitig um diese Jahreszeit, es ist Winter, gegen halb 6 abends. Jetzt kam die Müdigkeit ziemlich heftig…………
Euer