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Everybody‘s gone surfin‘

Die Great Ocean Road ist wohl die bekannteste Straße in Australien, obwohl sie im Verhältnis zu anderen Straßen nicht besonders lang ist. Von Torquay nach Warnambool sind es gerade einmal 240 km. Das ist für australische Verhältnisse nicht gerade sehr weit, wobei wir momentan schon rund 4800 km unserer Reise zurückgelegt haben. 

Nachdem wir in gefühlter Hetze von 1400 km von Sydney nach Geelong gefahren sind um die Fähre nach Tasmanien zu erreichen und dann in zwei Wochen den 2000 km Loop durch Tasmanien gedreht haben, haben wir uns vor der Great Ocean Road erst einmal in Torquay für eine Woche einquartiert um etwas zur Ruhe zu kommen. 

Ganz so ruhig wurde es dann doch nicht, da Torquay DIE Surfstadt in Australien ist und wir uns vorgenommen haben uns mit dem Surfen – dem australischen Volkssport – zu beschäftigen und auch damit selbst eine neue Sportart zu erlernen. Also haben wir für die ganze Familie einen Surfkurs bei der Torquay Surf Academy gebucht. Wir haben dann auch täglich geübt, trotz hereinbrechender Kaltfront bei 13°C und Nieselregen – neuen dicken Neoprenanzügen und heißen Duschen im Anschluß sei Dank!

Das Surfen hat uns auch im weitern Verlauf der GOR weiter beschäftigt, wir lernen gerade die komplexen Informationen der Surf Forecast zu lesen – mein Geographiestudium und Ullis Segelerfahrung erleichtern das – und uns jeden Tag einen passenden Anfänger-Surf-Strand herauszusuchen.

Von unserem Stellplatz aus konnten wir jeden Tag auf den Profi-Surf-Strand von Torquay blicken und die gekonnten Schwünge der Surfer bestaunen. Außerdem verfügt Torquay über „Australiens größtes Surfmuseum“. Lustig, da es so viele ausgemachte Surfstädte nun auch wieder nicht gibt und im Norden kann man aus unterschiedlichen Gründen nicht Surfen – insbesondere das Great Barrier Reef oder die heimische Tierwelt, wie Quallen oder Krokodile verhindern dies.

Den Einblick, den wir in die Geschichte des Surfens außerhalb Hawaiis und die technische Entwicklung der Boards und des Zubehörs hatten, sowie in das Können der Surflegenden und den mit dem Surfen verbundenen Lifestyle, war nicht nur informativ sondern auch unterhaltsam und sehr bestaunenswert. Mit dem Chef der Torquay Surf Academie, Grayme „Gally“ Galbraith, haben wir einen Surfprofi kennengelernt, der mehrere Male australischer Meister wurde und ebenfalls Exponate im Museum hatte. Nicht zuletzt sind wir dann ausgestattet mit Surf-Lern-Boards auf die Great Ocean Road gestartet. 

Die schöne Art der Australier einen Small Talk zu halten verschaffte uns nicht nur gute Gespräche mit dem Surfprofi „Gally“, sondern auch mit Jane Tanner, einer in Australien bekannte Autorin und Illustratorin von Kinderbüchern. Sie war nicht nur von unseren handgefertigten Hüten, die wir vor 5 Jahren in Darwin gekauft hatten, begeistert, sondern auch vom Reisen mit Kindern, sodass sie uns jetzt regelmäßig folgt. Sie stand als ehemalige Lehrerin absolut hinter der in Australien geförderten Meinung, dass Kinder auf Reisen so viel lernen, dass sie dafür von ihrer Schule freigestellt werden. Im ersten von ihr illustrierten, in ganz Australien bekanntem Bilderbuch „There‘s a sea in my bedroom“ überwindet ein kleiner Junge mit Hilfe einer Muschel seine Angst vor dem Meer. 

Great Ocean Road – erstaunlich kurz, aber great!

Nach unseren ersten Surferlebnissen haben wir dann Abschied von Tourquay genommen und sind auf die Great Ocean Road gefahren. Einerseits ist es eine Küstenstraße, wie viele andere in Australien, andererseits jedoch verbirgt sie einige absolute Highlights und hat eine besondere Geschichte. 

Mit Jan Juc und Bells Beach sahen wir zwei weltbekannte Strände, wo regelmäßig nationale und internationale Surfwettbewerbe ausgerichtet werden. Die bei Profis beliebten höheren Wellen kommen durch eine südwestliche Ausrichtung und die Einfassung mit Klippen zustande, zwischen die das Wasser hineindrückt. 

Die Strasse wurde als Mahnmal und Recreationarea nach dem zweiten Weltkrieg erbaut und schlängelt sich teilweise unmittelbar an der Küste entlang, was atemberaubende Aussichten garantiert, teilweise verläuft sie weiter im Land und hier zum großen Teil durch den Great Otway Nationalpark mit großen Eukalyptusbäumen und Regenwäldern mit fast schon garantiertem „wild life“ Kontakt. So konnten wir im Bushcamp des Bimbi Parks Koalas, Possums, Kängurus – erstmals auch das große graue Riesenkänguru- und Kokaburras sehen und vor allem hören. Der Wald lebte in der Nacht auf. Und wenn wir es nicht zufällig erzählt bekommen hätten, hätten wir uns durch die Geräusche der Koalas möglicherweise erschreckt. Seht und hört selbst!

Nachts im Bimbi Park – Great Otway Nationalpark: Koalas
Morgens im Bimbi Park – Great Otway Nationalpark: Kokaburras

Von allen Küstenorten auf der Strecke hat uns Lorne und das relaxte Port Campbell am besten gefallen, da die meisten Orte, auch das Café Koala, an dem es fast schon garantiert Koalas gibt, ab einer bestimmten Zeit von vielen kleinen Tourbussen, oft mit chinesischen Touristen, angefahren werden und sich fast ausschließlich darauf eingestellt haben. Daher sind viele der Orte sehr überlaufen, bieten meistens nur einen guten (Foto-)Spot, und direkt daneben wenige Einrichtungen, wie Cafès, die dann zwischen 14 und 16 Uhr, nach dem Haupttouristenstrom schließen. So mutet Apollo Bay sehr malerisch und einladend vom Auto aus betrachtet an, wenn man aussteigt, vermisst man sehr schnell den Charme, den kleine australische Küstenorte auch verströmen können, zum Beispiel Port Fairy – kurz außerhalb der GOR gelegen oder Beachport, schon auf der South Ocean Road gelegen. Hier ist es sehr gemütlich, es ist nicht so viel los, aber das Ensemble von Meer, Strand, Bebauung und Versorgungseinrichtungen hat uns hier viel besser gefallen. 

Für einige Punkte auf der GOR ist es fast unerlässlich, „Lärche oder Eule“ zu sein und zum Sonnenauf- bzw. – untergang zu kommen. Insbesondere die „12 Apostel“, einzelstehende Sandsteinfelsen, die in keinem Reiseführer über Australien fehlen, sind zu diesen Zeiten wirklich atemberaubend schön. Hinzu kommt, dass man zu diesen Zeiten dort relativ alleine ist, weil die Busse noch nicht oder schon durch sind.

Insgesamt bekommt man durch die Reise über die Great Ocean Road einen guten Einblick in vieles, was Australien ausmacht. Dies und die leichte Erreichbarkeit von Melbourne aus macht sie für Touristen attraktiv, die eine kurze Zeit zur Verfügung haben und einen Teil von Australien erfahren möchten. Unsere Top 10 Empfehlungen für den Besuch der GOR von Ost nach West gefahren. (Die Orte mit einem Sternchen* liegen genau genommen nicht mehr auf der GOR.)

  1. Drive Left in Australia. – eine ständige Erinnerung an die „neuen“ Touristen
  2. Für einen Surfkurs: Torquay, Port Fairy*
  3. Fürs Fotoalbum und Infos zur Geschichte der GOR: Offizieller Startpunkt der GOR in Torquay, Great Ocean Road Memorial Arch
  4. Schwimmen (oder auch Surfen üben): Torquay Foreshore Beach, Anglesea Beach, Marengo Beach und Apollo Bay Beach, Port Fairy*
  5. Lookouts: Bells Beach, Cape Patton Lookout
  6. Imposanter Wald: Hohe Eukalyptusbäume und Regenwald mit sehr großen Farnen
  7. Tierbegegnungen: Great Otway Nationalpark, Port Fairy Lighthouse*
  8. Lecker Lunch: Pies und Kaffee im Cafe Koala in Kennett River, Fisch in Port Campbell
  9. Leuchttürme: Split Point Lighthouse, Cape Otway Lighthouse, Port Fairy Lighthouse
  10. Imposante Steilküste: The Twelwe Apostels, Loch Ard Gorge, London Bridge, Bay of Islands

Port Fairy

Allzeit gute Reise!