Neueste Beiträge Kategorien
Archive

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ So besagt es ein altes Sprichwort von Matthias Claudius. Da wir Gäste von Matthias und Kirsten Wolandt waren, kamen wir unverhofft dazu im Iran über unsere Reiseerlebnisse in Australien zu berichten und darüber aber auch Einblicke in deutsche Lebenswelten in Teheran zu bekommen.

Die evangelische Gemeinde deutscher Sprache 

Kirsten ist Pfarrerin in der deutschen Gemeinde in Teheran – korrekt heißt das evangelische Gemeinde deutscher Sprache. Im Rahmen des wöchentlich stattfindenden Frauentreffens im Café der Kirche hielten wir einen kleinen Fotovortrag über unsere dreimonatige Reise nach Australien. Wir hatten eine Stunde Redezeit vereinbart. Diese Vorgabe haben wir mal gründlich gesprengt. Zum Einen ist es so wahnsinnig schwer aus den tausenden Fotos nur ca. 50 Stück herauszusuchen – selbst die Konzentration auf die Fotos aus unserem Blog war noch zu viel. Zum Anderen zeigten sich die Damen der deutschen Gemeinde sehr interessiert und fragten sehr ausführlich nach. Nach dem Vortrag und auch nach dem Gottesdienst am Freitag hatten wir beim Mittagessen und Kaffee trinken auch die Gelegenheit die Frauen und ihre Geschichten näher kennenzulernen. Viele Geschichten beginnen mit einer Liebesgeschichte zu einem Iraner in Deutschland. Dann erfolgte ein Umzug in den Iran, gefolgt von einer zweiten Liebe zum Land, zu den Menschen und Familien. Im Iran sesshaft wurden dann viele Frauen durch eine Heirat und die Gründung einer Familie. Auch nach dem Tod ihrer Männer bleibt ein Großteil der Frauen in Teheran, da keine familiäre oder freundschaftliche Anbindung nach Deutschland mehr besteht. Andere wiederum, deren Kinder oder Verwandte in Europa leben, reisen regelmäßig zwischen dem Iran und Deutschland hin und her. Erschwert wird das allerdings durch das enorme Einkommensgefälle zwischen dem Iran und Europa. Auch wenn die Lebenshaltungskosten im Iran sehr niedrig sind, so ist bei einem iranische Einkommen bzw. einer in Rial ausgezahlten Rente eine Reise nach Europa nur schwer erschwinglich. Nachzulesen sind die spannenden Biographien im Buch One-Way Ticket nach Teheran. Deutsche Frauen im Iran erzählen (Hrsg. Evangelische Gemeinde deutscher Sprache im Iran).

Die deutsche Botschaftsschule in Teheran

Matthias arbeitet als Lehrer in der deutschen Botschaftsschule in Teheran. Da wir beide in Deutschland Kollegen waren, haben wir uns natürlich auch gerne das Schulgelände zeigen lassen. Die Schüler der kleineren Klassen sind in kleinen Pavillions untergebracht, die älteren Schüler in Klassenräumen in einem größeren Gebäude. Auf dem Gelände befinden sich zudem Sportmöglichkeiten und Spielplätze, ein Verwaltungshaus und ein Gebäude mit dem Lehrerzimmer sowie eine Mensa. Außerdem ein Kindergarten und eine Bibliothek. Das Ganze befindet sich abgeschottet hinter hohen Mauern und ist nur nach einer Einlasskontrolle zu betreten. Matthias hatte unser Kommen schon angekündigt und uns zudem an der Pforte erwartet, sodass das Betreten des Botschaftsgeländes kein Problem war. Dann spazierten wir gemeinsam über quer über das Gelände bis zum ebenfalls hier untergebrachten Kindergarten. Hier konnte Noah mit den anderen Kindern spielen und er durfte auch mit zu Mittag essen. Es gab Pizza und Melone – da war Noah natürlich nicht zu halten. Während Noah dann sein Mittagsschläfchen in seinem Buggy gehalten hat, haben wir dann ein zweites Mal unseren Australienfotovortrag in der Erdkundeklasse 8 gehalten.

Die Zeit und die Fotoauswahl hatten wir jetzt schon etwas besser im Griff, trotz streikender Technik – das ist dann in Teheran das gleiche wie an unseren Schulen in Deutschland. Aber etwas Improvisation mit dem guten Dierckeatlas und den interessierten Fragen der Schüler überbrückte die Zeit. Zwar sind die Klassenstärken viel geringer als bei uns in Deutschland und das Wetter ist einfach immer gut und sonnig, aber letztendlich sind die SchülerInnen genauso interessiert und nett und manchmal auch frech und die Räume genauso unaufgeräumt oder aufgeräumt -wie man will-, und der Pausenlärm auf dem Schulhof und die „Begeisterung“ über den Mensadienst und das nicht Funktionieren des Internets an den Schüler-PCs wie wir es kennen.

Nach dem gemeinsamen Mittag mit Matthias in der Mensa, musste er noch seine Nachmittagsstunden abhalten und wir setzten unser Touribildungsprogramm in Teheran im Holy Defense Museum fort. 

Allzeit gute Reise!

Eure