Die Region nördlich von Perth ist absolut sehenswert. Nationalparks wechseln sich ab mit kleinen Städten am Meer, in denen sich fast alles um Seafood dreht.
Den Yanchep Nationalpark mit seinen Koalas und Kängurus direkt vor den Toren von Perth ließen wir aus, da wir ihn fünf Jahre zuvor besucht haben und dank der post-corona Reiselustigkeit der Australier und nun auch wieder Europäer im Henry White Oval einfach kein Stellplatz zu ergattern war.
Nambung Station – privater Zugang zu den Pinnacles
Den Nambung Nationalpark mit seinen weltbekannten Pinnacles lernten wir diesmal von einer ganz anderen Seite kennen. Und das wörtlich. Wir mieteten uns auf dem Campground der Nambung Station ein. Sie liegt vom Meer aus gesehen hinter dem Nationalpark. Neben einer kindgerechten abendlichen Füttertour der Farmtiere – Pferde, Esel (aber nur wenn nicht gerade Emus da sind), Lamas, Schafe und Lämmchen – bietet der Farmer eine Tour mit dem 4×4 Golfcar über sein Land an. Und dazu gehört ein Teil der kleinen Wüste, in der die Pinnacles meterhoch zu bewundern sind. In die Wüste mit knallgelbem Sand wie von einer Kinderzeichnung geht es zu Fuß mit einer Handvoll Menschen, was den Unterschied zum manchmal vollen und mit dem Auto zu befahrenen offiziellen Nationalpark ausmacht. Ein absoluter Geheimtipp! Über die Entstehung der Pinnacles gehen die Meinungen auseinander. Das haben wir schon 2017 recherchiert und könnt ihr gerne hier noch einmal nachlesen.
Auch in der Wüste leben Tiere, die uns manchmal plötzlich überrascht haben. Neben Echsen zeigten sich Skorpione und Bull Ants, die hier heimische Sorte Riesenameisen, die eine Größe von etwa 2,5 cm erreichen können und direkt in eine Verteidigungsposition gehen, wenn man sich in einen Radius von unter 1 Meter begibt. Dazu richtet sich die Ameise immer entsprechend aus, dass sie einen anschauen kann. Noah hatte leider im Stirling Rage Nationalpark im Dunkeln die unangenehme Erfahrung: Zuerst kneift die Riesenameise, wenn man ihr zu Nahe kommt mit ihren Beißwerkzeugen und danach sticht sie mit ihrem Stachel am Hinterleib. Dicke Tränen waren die Folge und die Erkenntnis, dass unsere kleinen Waldameisen nichts dagegen sind. Auch der Skorpion verlässt seine gestreckte Position, wenn man zu nahe kommt und richtet seinen Stachel auf.
Cervantes – Reise in die Entstehungsgeschichte der Erde und „Yummie“ Lobster!
Cervantes, eine kleine Stadt am Rande des Nambung Nationalpark ist bekannt durch seine Meeresfrüchte, insbesondere durch seine Hummer, die hier mehrere Kilo auf die Waage bringen können. Im Lobster Shed trifft man sich zu Sekt und Hummer. Das Restaurant, am weißen Strand und türkisen Wasser gelegen, ist außerdem Aquarium, Strandbad, Kinderspielplatz und Schattenplätzchen zum verweilen.
Daneben kann man hier aber auch noch eine Rarität bewundern: Stromatolites. Stromatolithen sind die ältesten bekannten Makrofossilien, die über 3 Milliarden Jahre alt sind (die Erde ist ~4,5 Milliarden Jahre alt). Sie sind eine wichtige Informationsquelle über die frühe Entwicklung des Lebens auf der Erde (und möglicherweise auf anderen Planeten) und sie sind vermutlich in erster Linie für die erste Sauerstoffversorgung der Atmosphäre verantwortlich – also der Grund, warum wir heute hier auf der Erde leben können! Stromatolith ist giechisch für „geschichtetes Gestein“, sie sind mikrobielle Riffe, die von Cyanobakterien (früher bekannt als Blaualgen) geschaffen wurden.
Jurien Bay Marine Park – Swim with Sea Lions
Von Jurien Bay aus können Touren in den Jurien Bay Marine Park gebucht werden. Die auf den vorgelagerten Inseln liegenden Robbenkolonien mit hunderten Sea Lions gehören zu den nördlichsten der Südhalbkugel. Der australische Seelöwe ist die seltenste Art der Welt – es wird geschätzt, dass es weniger als 12.000 Exemplare entlang der Südküste des Landes gibt – und einer ihrer Hauptbrutplätze (und ihr einziger Brutplatz an der Westküste Australiens) befindet sich vor der Küste von Jurien Bay, im Jurien Bay Marine Park.
Sobald sich unser Boot der Insel näherte und wir ins Wasser gingen, machten sich die neugierigen Tiere auf den Weg möglicherweise um Menschen zu gucken. Sie schwammen in schnellen Tempo Loopings und Kreise unmittelbar vor uns und um uns herum. Die Höchstgeschwindigkeit soll unter Wasser 30 km/h betragen. Das nahe liegende Jetty Café hat alles um sich nach einem anstrengenden Ausflug aufs Wasser rundum zu versorgen.
Leseur Nationalpark – hohe Sanddünen und eine schmerzhafte Begegnung
Der ein paar Kilometer nördlich liegende Leseur Nationalpark ist bekannt durch seine Wildblumen im Frühling. Entlang des Wildflower Way mit dem westlichen Startpunkt in Green Head blühen hier im August und September etwa 12.000 verschiedene Wildblumen, von denen 60% ausschließlich in Westaustralien vorkommen. Leider sind wir diesmal nicht zur richtigen Zeit auf diesem Weg unterwegs
Ab Lancelin liegen bis Milligan Island im Norden von Green Head gelegen ausgedehnte hohe Sanddünen. Es lohnt sich allemal in die Dünen zu klettern, wobei es manchmal nicht so einfach ist die Orientierung zu behalten. Der Campground in Milligan Island lädt darüberhinaus noch zum Schwimmen und zum Sonnenuntergang ein, der hier als besonders romantisch wahrgenommen wird, da sich an dem Punkt, wo der Sonne unter einer Steinbrücke zwischen zwei Inselteilen untergeht, gleich mehrere Paare trafen. Jule hat dann das Rennen gewonnen und gute Fotos schießen können.
Die Seewespe, portugiesische Galeere oder auch wegen ihrer schönen blauen Farbe auch Blue Bottle genannt brannte wie Feuer als sie Ulli am nächsten Morgen beim Baden im Nacken traf. Eigentlich hatte er die weniger als 1cm große Baby-Qualle mit ihren etwa 20cm langen Tentakeln schon vorher gesehen und war sicher ihr ausgewichen zu sein.
Dieses Erlebnis und die Warnung auf der Webseite von Parks and Wildlife möglicherweise im Ningaloo Reef auf Irukanji-Quallen, die zu den Würfelquallen oder auch Box Jellyfishes gehören, zu treffen, ließ uns in Geraldton einen Tauchshop anfahren und einen schicken Stingersuite kaufen. Ob wir den gebraucht haben, könnt ihr hier bald lesen. Wir nähern ums langsam, aber sicher unserem favorisiertem Teilziel, dem Ningaloo Reef. Das Irukanji-Syndrom jedenfalls ist mit hohem Blutdruck und heftigen Bauch-, Rücken- und Thoraxschmerzen dem „einfachen“ Schmerz, die eine Seewespe verursacht, deutlich überlegen.
Allzeit gute Reise!