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Wenn man die Eindrücke der letzten Tage zusammenfassen möchte, dann würde ich auf das Lieblingswort der Australier zurückgreifen, wenn es darum geht etwas atemberaubend Schönes auf den Punkt gebracht zu umschreiben: Stunning! – Dabei grinsen, alle umstehenden durch Blick einbeziehen und nach angemessener würdigender Pause ein „Isn’t it?“ anhängen, um so galant einen Smalltalk über die Schönheit der australischen Natur, Tiere etc. und das Reisen in Australien und anderswo mit und ohne Kind anzufangen.

Hier in Broome gibt es direkt mal 5 Stunning-Places. Auf unserer inoffiziellen Liste stehen:

Cable Beach
Vergesst die Kamele, die auf jeder Postkarte und in jedem Reiseführer bei Cable Beach als das Highlight angepriesen werden. Konzentriert euch auf das Wesentliche – den Beach: Weißer Sand, türkisblaues Meer und das ganze auf gut 30 km.
Der Lifeguard überwachte Strandabschnitt und damit das Schwimmen konzentriert sich auf 100 Meter, die aber völlig ausreichen um zu Schwimmen – sehr weit raus traut man sich eh nicht, da man trotz Hai- und Stingerüberwachung hier eher auf der Hut ist- in den Wellen zu Bodysurfen oder während einer Standup-Paddelingtour das Küstenpanorama zu geniessen.
Wir haben in der letzten Woche alles ausgiebig genossen – uns hat es so gut hier gefallen, dass wir direkt zwei Mal im Palm Grove Caravanpark verlängert haben. Nicht zuletzt auch um die unvergleichlich schönen Sonnenuntergänge zu genießen. Jeden Abend ein bisschen anders: mal in orange-gold-rot, mal eher in türkis-lila-gelb – auf jeden Fall immer mit dem Versprechen auf einen nächsten wolkenfreien Tag unter der Sonne Australiens.

Town Beach
Der Town Beach wiederum ist nicht wegen des Strandes der Hit, sondern wegen des Panoramas von der Terrasse des Town Beach Cafes aus. Hier eröffnet sich der Blick auf das Watt, das türkisblaue Meer, den stahlblauen  Himmel, den Hafen und die Werft, den roten Sandstein, der direkt in das blaue Meer übergeht und ein kleines Eckchen Mangrove.
Zur Aussicht gabs Barramundi- und Beefburger und ein Bunderberg Lemon, Lime & Bitters – unsere Neuentdeckung dieser Australienreise – und einen Flat White, Herrlich!
Wenn man in lauen Vollmondnächten hier ist, kann mann drei Nächte lang die Staircase to the Moon bewundern – eine Spiegelung des Mondlichtes auf dem Watt/Meer, die anmuten lässt, dass der Mond eine Leiter ausgelegt hat. Wir waren leider zu Neumond hier, wir hoffen aber noch die Staircase vielleicht in Exmouth zu sehen, wenn wir dort auch wieder ein wenig festhängen sollten.

Gantheaume Point
Hier fallen Sandsteinklippen, deren Farbe von Weiß über Orange und Rot reichen mal schroff, mal in gerundeten Stufen ins Meer hinab. Bei Niedrigwasser unter 2,15 m kann man über diese Klippen hinuntersteigen und am Fuße nach den 130 Millionen Jahre alten Spuren von Dinosauriern suchen. Es soll hier 3 verschiedene Fundstellen geben, wir haben eine gefunden. Man muss schon sehr genau hinsehen um die Vertiefungen im Gestein nicht einfach für Strudellöcher im Gestein zu halten. Außer uns waren noch ca. 30 andere Leute hier, da nach zwei Wochen das Niedrigwasser wieder einen so niedrigen Stand erreicht und die Spuren frei gelegt hat. Es herrschte wahre Goldgräberstimmung auf der Suche nach den Spuren der Theropoden und Co.
Für mich waren diese Spuren aber sehr schnell Nebensache, da die untergehende Sonne die Klippen erglühen ließ und die aufziehende Wolke dafür sorgte, dass die Sonne als orangener Ball unterging und auf dem Meer tausende orangene Funken tanzen ließ wie bei einem Feuerwerk zu Silvester.

Williy Creek Pearlfarm
Brooms Existenz gründete sich seit dem 19. Jahrhundert auf die Perlentaucher, nachdem hier die Perlenaustern vor der Küste gefunden wurden. Broome ist noch heute voll von Originalschauplätzen aus dieser Zeit wie zum Beispiel dem chinesischen Viertel mit dem Streeters Jetty als heutigem Stadtzentrum und dem Japanischen und Chinesischen Friedhof.
Neben Aboriginies arbeiteten vorallem japanische und chinesiche Perlentaucher hier in Broome. Die Ausbeute war allerdings sehr gering, nur 15 Prozent aller Muscheln hatten eine Perle inne. Es mussten also sehr viele Tauchgänge gemacht werden. Viele der Perlentaucher ließen ihr leben, da sie zu lange unter Wasser waren und an der Taucherkrankheit – Caissonsche Krankheit – verstarben. Davon zeugen noch heute der japanische und der chinesische Friedhof in Broome.
Um die Ausbeute zu erhöhen suchte man nach Möglichkeiten, die Menge der Muscheln zu erhöhen, die ein Perle produzieren. Man fand heraus, dass die Perle eigentlich nur ein Nebenprodukt der Muschel ist, um sich Fremdkörpern zum Beispiel Sand zu entledigen. Diese werden in die Perle „verpackt“. Wenn man der Muschel nun eine Reizung zufügt und einen kleinen Fremdkörper in ihr platziert, bildet sie eine Perle darum. Wenn man diese erste Perle nach ungefähr 2 Jahren erntet, kann man einen größeren Fremdkörper platzieren und erhält in Folge auch eine größere Perle. Diesen Vorgang kann man einige Male wiederholen, bis die Muschel keine Perlen mehr produziert. Dann kann man immer noch kleine Plastikperlen am Muschelschalenrand platzieren, die dann mit Perlmutt überzogen werden – eigentlich ist auch das eine Abwehrreaktion auf diese Fremdkörper. Wenn die Muschel stirbt erhält man so günstigere Perlen. Aus dem Rest der Schale werden Perlmuttknöpfe produziert. Bei all diesen Vorgängen muss man natürlich sehr vorsichtig agieren, um die Muschel nicht vorzeitig zu verletzen oder zu töten – daher gibt es für diese Vorgänge eigene Perlentechniker, die Filigranarbeit vergleichbar mit Chirurgen verrichten.
Bei unserer Vorführung in der Willi Creek Perlenfarm, durfte Ulli die Pearl Oyster knacken, zum Vorschein kam eine Perle, die mal eben schlappe 8000 AUD Wert war. Die Farbe der Perle wird übrigens durch die Muschel bestimmt: schwarze Perlmuscheln produzieren schwarze Perlen, es gibt zudem gelbe und weiße.
Nach dieser Einführung auf der Willie Creek Perlenfarm in die Perlenzucht fuhren wir auf den Willie Creek zu den Muschelbänken. Jeweils 8 Perlenmuscheln sind in einem Gitter mit einer Tasche für jede Auster in ca. 20 Meter Tiefe ausgehängt. Hier können sich die Muscheln nach der erfolgreichen Implantation eines Fremdkörpers so natürlich wie möglich ernähren, werden regelmäßig geputzt und von Algen und Parasiten befreit und nach 2 Jahren geerntet.

Streeters Jetty & China Town
Der Streeters Jetty erzählt auch vom Wirtschaftsboom in Broome und wurde vom Kaufmann Streeters erbaut um besseren Seehandel betreiben zu können. Er überbrückt die unzugängliche Mangrove in die Roebuck Bay. Von hier aus wurden auch die Perlen exportiert. Heute schliesst sich an den Jetty eine Straße mit den Show- und Verkaufsräumen der hiesigen zwei Perlenfarmen an: Willi Creek Pearlfarm 40 Rumpelkilometer von Broom entfernt und Cygnet Bay Pearlfarm am Cape Leveque, 215 km von Broom entfernt, davon 98 Rumpelkilometer.
Chinatown selber darf man sich auf jedenfall nicht so vorstellen wie in New York oder anderswo – wenn wir nicht gewusst hätten, dass hier das ehemalige Wohn- und Geschäftsviertel der Chinesen gewesen war, hätten wir es glatt übersehen und das Viertel für ein neu angelegtes Stadtzentrum mit breiten Autoboulevard gehalten, wie er für viele australische Städte üblich ist. Heute bekommt man hier neben Perlen alles, was das Herz begehrt: Für uns einen Sonnenschirm mit LSF 50+, eine Schnorchelausrüstung und ein neues Bikinioberteil. Nonni hat neue Schwimmklamotten, Bodys, Romper und Hosen abgestaubt.

„Stunning! Isn’t it?“

Eure